IN GUTER NACHBARSCHAFT #30 mit Yannic Han Biao Federer und Kira Hummen

Am 22. Juni findet die nächste Veranstaltung von IN GUTER NACHBARSCHAFT in der ACC Galerie Weimar statt.

Zu Gast ist der Autor Yannic Han Biao Federer, der seinen zweiten Roman Tao vorstellt. Darin erzählt er von einer Spurensuche entlang biographischer Brüche und historischer Verwerfungen, in der deutschen Provinz wie im zerrissenen Hongkong von heute. Der Roman stellt die Frage, wie gemeinsame Erinnerung erzählt werden kann, wem sie gehört – und was sie verspricht.

Dass Tobi eigentlich Tao heißt, wissen die wenigsten. Nur Miriam nennt ihn, wenn sie zu zweit sind, bei seinem chinesischen Namen. Als sie ihn verlässt, reist Tao mit dem Auto quer durch Europa, um der Trauer über die Trennung zu entkommen. Doch die Erinnerung an die gemeinsamen Jahre verfolgt ihn, und auch der Tod des Vaters lässt ihn nicht los: Vor Jahren verschwand der in Hongkong – auf der Suche nach dem Geburtsort des eigenen Vaters. Nun ist es Tao, der sich auf die Spuren seiner Vorfahren begibt und zu schreiben beginnt, um die eigene Geschichte zu ordnen und die seiner Familie, die von China über Indonesien bis nach Deutschland reicht.


Kira Hummen steht für weibliche Stärke, die Melancholie des Alltags inspiriert sie. Stimme und Gitarre sind ihr Instrument, ihre Texte sind ihr Antrieb. Herausragend sind vor allem ihre leidenschaftlichen Vocals – der Mut zum laut und auch mal leise sein. Kira Hummens Debüt-Album GROWING PAINS (2020) ist ein Manifest der Weiblichkeit; erzählt von Liebe, von Schmerz, vom Wachsen. Die in Düsseldorf lebende Singer-Songwriterin schloss sich die vergangenen Jahre in ihrem Bed Room Studio ein, um ihr neues Album selbst zu produzieren. Benannt nach ihrem Song MY BODY IS THE ONLY PLACE, gibt es weiblicher Ermächtigung einen eigenen Sound. Die Künstlerin bewegt sich durch die verschiedenen Stationen weiblicher Ermächtigung, entdeckt neue stimmliche Facetten und integriert die rumpelnde Drum Machine CR78 in einen einzigartigen Sound. Ihr neues Album MY BODY IS THE ONLY PLACE wird 2022 erscheinen.

Zudem stellen die Thüringer Nachwuchsautor:innen Sina Sophia Wiese, Lennart Strauß und Jonas Böddicker eigene Texte vor im Rahmen unserer Offenen Bühne.

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Mittwoch, 22. Juni 2022, 19 Uhr, ACC Galerie

Eintritt: 5 Euro | ermäßigt: 3 Euro | Tafelpass: 1 Euro

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Yannic Han Biao Federer lebt und arbeitet als freier Autor in Köln. Er schreibt Romane und Erzählungen, Essays und Rezensionen, u.a. für Deutschlandfunk, WDR und SWR. Sein Debütroman Und alles wie aus Pappmaché erschien 2019 im Suhrkamp Verlag, ebenda folgte im März 2022 sein zweiter Roman Tao. Er ist Mitglied im Jungen Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Kira Hummen wurde 2021 als Beste Newcomerin von popNRW nominiert und ist Preisträgerin der Lalla:Labor Künstlerinnenförderung. Ihr neues Album MY BODY IS THE ONLY PLACE ist 2022 erschienen.

Sina Sophia Wiese studiert Psychologie und Neurowissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dazu besucht sie Kurse in der Literaturwissenschaft und nahm 2021 am Seminar kreatives Schreiben von Prof. Dr. Dirk von Petersdorff teil. Ihre Kurzgeschichte Notnagel wurde in diesem Jahr mit dem 2. Preis des Literaturforums Hessen-Thüringen ausgezeichnet. 

Lennart Strauß, geboren 1997, Kindheit auf der schwäbischen Alb, auch in der Schule viel geschrieben, damals meistens noch Raptexte, Studium in Freiburg, Augsburg und Erfurt, inzwischen schreibe ich mehr Lyrik und kurze narrative Texte und schon sind wir in der Gegenwart angekommen.

Jonas Böddicker, 1997 in Geseke geboren, lebt in Erfurt. Studiert Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar (BU) und ist seit 2019 Redakteur bei der studentischen Initiative eject – Zeitschrift für Medienkultur. Er ist zudem Mitbegründer der studentischen Initiative für kreatives Schreiben an der BU und war Pressepraktikant bei der Klassik Stiftung Weimar.

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen und das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen.

Außerdem sind wir Teil der Initiative Unabhängige Lesereihen.

FÄLLT AUS —— IN GUTER NACHBARSCHAFT #29 mit Caren Jeß und Oh No Noh

FÄLLT AUS: Die Veranstaltung kann wegen Krankheit leider nicht stattfinden.

Am 18. Juni findet die nächste Veranstaltung von IN GUTER NACHBARSCHAFT in der ACC Galerie Weimar statt.

Zu Gast ist die Autorin Caren Jeß, die ihr neues Theaterstück Die Katze Eleonore vorstellt. Eine Autorin mit »ausgeprägtem Sinn für Komik, der sich überall entzünden kann – an einer rhetorischen Figur, einer Lautmalerei, Spiegelungen von Text und Bild oder einfach der x-ten Wiederholung der gleichen Situation.« (Eva Behrendt über Caren Jeß in theater heute 03/20)

Die Katze Eleonore
Eleonore ist eine Frau. Bis sie eines Tages merkt, dass sie eigentlich eine Katze ist. Weil sie finanziell unabhängig und alleinstehend ist, steht ihrer Umwandlung eigentlich nichts im Weg. Sie lässt sich einen Katzenfellanzug nähen, entmenschlicht sukzessive ihr Ess-, Schlaf- und Sozialverhalten. In Kopfgesprächen mit Dr. Wildbruch, einem Therapeuten, auf den ihr katzenhaftes Verhalten eine große Faszination ausübt, zeigt sich deutlich, dass auch Eleonores Denken zunehmend dem einer Katze gleicht. Ihre Distanzierung von menschlichen Wahrnehmungsformen, die es mit denen einer Katze bei Weitem nicht aufnehmen können, ist so nachvollziehbar beschrieben, dass die Transformation ihres Lebens weitaus mehr als nachvollziehbar klingt. Man könnte sogar sagen, verlockend.
Gleichzeitig bewegt Eleonore sich im Spannungsfeld der Unmöglichkeit, als Mensch tatsächlich eine Katze sein zu können. Die Biologie ist bei aller Anpassung nicht zu überlisten. Trotzdem passt sie sich so weit wie möglich an. Schlussendlich besteht ihr Leben nurmehr aus der Jagd nach Mäusen im Garten und Schlaf, die Reduktion auf Trieb und Instinkt. Wie sich die Sinne dabei erweitern und Gesellschaft absolut nebensächlich wird, davon erzählt der Monolog Eleonores mit einer Sprache, die in ihrer filigran poetischen Genauigkeit dem Wesen einer Katze sehr nah kommt – bei aller Ambivalenz. Denn der Rückzug des Menschen in die absolute Privatheit stellt auch die drängende Frage nach der Verantwortung, die wir im Einzelnen als Teil einer funktionierenden Gesellschaft tragen müssen.

Die Musik für den Abend steuert Oh No Noh bei. Das Projekt von Markus Rom aus Leipzig sucht nach Wohlklang in unkonventionellen musikalischen Settings, obsoleter Technik und alltäglichen Geräuschen. Soundtrack für das Ende eines Planeten, gespielt auf Maschinen, deren einziger Zweck eine unendliche Reparatur ist, so beschreibt die Presse diese Musik, und es stimmt: Oh No Noh’s Live-Setup, ein Arrangement aus elektrischer Gitarre, programmierbaren Robotern und einem Kassettendeck gleicht einem Klanglabor und klingt dennoch nach einem eingängigen Mix aus Indie, Ambient, Minimal Music und Electronica.

Zudem stellt der Thüringer Nachwuchsautor Konstantin Stawenow eigene Texte im Rahmen unserer Offenen Bühne vor.

Samstag, 18. Juni 2022, 19 Uhr, ACC Galerie

Eintritt: 5 Euro | ermäßigt: 3 Euro | Tafelpass: 1 Euro

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Caren Jeß, Foto: Micha Steinwachs

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Caren Jeß, * 1985 in Eckernförde, studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg und Berlin, lebt in Dresden. Für ihre Theaterstücke und literarischen Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet. Sie ist unter anderem Nachwuchsdramatikerin des Jahres in der Kritiker-Umfrage des Jahrbuchs von Theater heute 2020, Gewinnerin des Stückepreises im Rahmen des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises 2020 mit Der Popper und Gewinnerin des taz-Publikumspreises 2018 in der Kategorie Lyrik im Rahmen des open mike Wettbewerbs für junge Literatur.

Konstantin Stawenow (*2003, Erfurt) ist Lyriker und Auszubildender an der Schnitzschule Empfertshausen. Er schreibt Texte für den CVJM Thüringen, Ausschreibungen, das Lyrikkollektiv PARTNERS IN POEM und sein Spiegelbild. Bisherige Veröffentlichungen u.a. in den Anthologien Umbrueche (Verlag Roloff) und #Antikriegslyrik (Trabanten Verlag) sowie in der ’apostrophe #3 und der 6. Ausgabe des absolutzine.

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen und das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen.

Außerdem sind wir Teil der Initiative Unabhängige Lesereihen.