IN GUTER NACHBARSCHAFT #23 als Podcast

Am 18.8.2020 ging IN GUTER NACHBARSCHAFT #23 über den Radioäther. Ab sofort und jederzeit könnt ihr die Sendung als Podcast nachhören. Es gibt ein Kurzhörspiel von Vivien Schütz, Lyrik von Lea Weiß und Helene Bukowskis Debütroman Milchzähne zu entdecken – musikalisch gerahmt von Sofie Thon.

Den Podcast findet ihr in der Mediathek der Literarischen Gesellschaft Thüringen oder auf Spotify:

Viel Spaß beim Hören!

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #22

Am 30.10. waren wir mit unserer Lesereihe endlich wieder in Jena. In der Galerie am Stadtspeicher lasen mit Konstantin Petry (Weimar) und Christoph Renner (Jena) zwei der aktuellen Hauptpreisträger des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Nach einer kurzen Pause stellte dann der in Wien lebende Marko Dinić seinen Debütroman „Die guten Tage“ vor. Dinić erzählte von den Gastarbeiterbussen, die zwischen Wien und Belgrad verkehren und inzwischen auch zu einem beliebten Verkehrsmittel für Touristen geworden sind. Darüber hinaus betonte er die Schwierigkeiten im Aufarbeitungsprozess des serbischen Nationalismus. Gestenreich und wortgewaltig nahm er das Publikum in seiner Lesung mit ins heutige Belgrad, in dem die Narben des Krieges noch immer sicht- und spürbar sind.

Musikalisch gerahmt und begleitet wurde der Abend mit einem Solokonzert des Wahl-Berliners Sebastian van Vugt. Der Songwriter der Band Baldabiou spielte akustische Folksongs und überzeugte nicht zuletzt durch seinen eindrucksvollen Gesang.

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(Fotos: Anne Osterland)

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten des Abends, insbesondere den aufgetretenen Künstlern und dem Jenaer Kunstverein. IN GUTER NACHBARSCHAFT verabschiedet sich nun in den Winterschlaf. Die nächste Veranstaltung findet 2020 in Weimar statt.

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #21

Für die 21. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT kehrten wir am 17. Mai in die ACC Galerie nach Weimar zurück. Die Leipziger Autorin Deniz Ohde stellte im Gespräch mit Moderator Gorch Maltzen ihr Romanprojekt „Silberfarm“ vor und las anschließend aus dem noch unveröffentlichten Manuskript.

Zuvor las die Weimarerin Sina Stolp aus ihrer Sammlung von Prosaminiaturen. Kathleen Kröger teilte mit Text und Bildprojektionen ihre Beobachtungen aus der Erfurter Graffiti-Landschaft.

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Gerahmt und begleitet wurde der Abend mit den Songs und Musikperformances des Weimarer Medienkünstlers Tommy Neuwirth, der mit vollem Körpereinsatz und spektakulärer Lichtshow für bleibenden Eindruck sorgte.

Wir bedanken uns bei allen beteiligten Künstler*innen, Förder*innen und Freund*innen, die den Abend ermöglicht haben! (Alle Fotos: Anne Osterland)

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #20

Am 11. April 2019 fand im Franz Mehlhose in Erfurt IN GUTER NACHBARSCHAFT bereits zum 20. Mal statt. Die Leipziger Autorin Isabelle Lehn las dabei aus ihrem aktuellen Roman „Frühlingserwachen“ und sprach mit Moderator Mario Osterland über die Entstehung des Romans, dem Verhältnis von Fakt und Fiktion, sowie gesellschaftliche Tabuisierungen.

Außerdem überzeugten mit ihren teilweise noch unveröffentlichten Texten die Autorinnen Antje Lampe und Sandra Blume. Musikalisch begleitet, gerahmt und wunderbar untermalt wurde der Abend von yanzzon, der nicht nur mit seinem Gitarrenspiel, sondern auch am E-Piano überzeugte.

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Herzlichen Dank an alle Beteiligten Künstler*innen, Förder*innen und Freund*innen! (Alle Fotos © Anne Osterland)

Die nächste Ausgabe IN GUTER NACHBARSCHAFT gibt es am 17. Mai 2019 in der ACC Galerie in Weimar. Dann mit Deniz Ohde, Tommy Neuwirth u.a. Weitere Infos folgen in Kürze hier.

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #19

Gemütlich war’s zur Kneipenedition von IN GUTER NACHBARSCHAFT am 7.12. im Salon Konetzny in Weimar. So gemütlich, dass wir ganz vergessen haben ein paar mehr Fotos für euch vom Abend zu machen. Darum gibt es diesmal ausnahmsweise nur einen kleinen Eindruck vom Autorengespräch mit Michael Bittner, in dem er seine Zeit als unfreiwilliger Sachverständiger für so ziemlich alles was in den letzten Jahren in Dresden geschah, Revue passieren zu lassen. „Politik ist auch immer so ein downer.“, so sein Zwischenfazit, das uns nicht davon abhält im kommenden Jahr unseren Fokus verstärkt auf Autor*innen zu setzen, die sich in ihren Texten politisch und/oder gesellschaftskritisch positionieren. Wir informieren euch natürlich rechtzeitig über alles was 2019 passieren wird.

Wir bedanken uns herzlich bei der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. und der Thüringer Staatskanzlei für die Unterstützung unserer Lesereihe, bei Michael Bittner und allen Autor*innen, die 2018 bei uns zu Gast waren, beim Team vom Salon Konetzny und alles Menschen, in deren Räumen wir zu 2018 zu Gast sein durften. Nicht zuletzt ein herzlicher Dank an alle, die unsere Veranstaltungen besuchen, besucht haben und besuchen werden.

Wir treten nun einen langen Winterschlaf an. Bis bald.

Rückschau: In guter Nachbarschaft #18

Die 18. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT ist leider Geschichte, aber es war ein Abend, der uns und unserem Publikum noch lange angenehm in Erinnerung bleiben wird. Die österreichischen Autoren Robert Prosser und Niklas L. Niskate gaben sich am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag ihres gelobten Heimatlandes, die Ehre und performten live aus ihren Texten.

Eröffnet wurde der Abend dem Anlass gemäß mit einem poetischen Lobpreis auf die Alpenrepublik, bevor Robert Prosser die Bühne enterte und den Beginn seines 2017 erschienenen Romans Phantome (Ullstein Verlag) freisprechend in einer energiegeladenen Rezitation darbot. Sowohl von der Bühne herab als auch im Zuschauerraum umherschreitend, zog Prosser das Publikum in den Bann der Erzählung, in der die Zuhörer einem jungen Kriegsflüchtling aus Bosnien buchstäblich durch den Wiener Untergrund der Graffitiszene folgen.

Anschließend präsentierte Niklas L. Niskate, unterstützt von einer Loopstation, brandneue Lyrik aus seinem am Tag der Veranstaltung druckfrisch erschienenen Buch Entwicklung der Knoten (edition mosaik). Dabei baute er zunächst Schicht für Schicht und Stimme für Stimme einen Klangteppich aus Klopfgeräuschen und Beatbox-Elementen auf, bevor er den eigentlichen Gedichttext auf diesen Teppich gebettet vortrug bzw. in den Klang einwob. Das Publikum konnte so live den Entstehungsprozess der Stücke mitverfolgen, die die Grenzen zwischen Worten, Lauten und Klängen, schließlich sogar zwischen Literatur und Musik verwischen und Neues entstehen lassen.

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Im Autorengespräch gaben Prosser und Niskate Einblicke in ihre jeweiligen Schreibprozesse und erläuterten, warum ihre Darbietungen sich von der klassischen Literaturlesung entfernen. Gemein ist beiden, dass sie durch den Vortrag dem Text eine adäquate Präsentation und zusätzliche Sinnebenen geben.

Abschließend standen Prosser und Niskate erstmals und exklusiv für diesen Abend gemeinsam auf der Bühne und trugen von Lyrik in Prosa, von Prosa in Lyrik übersetzte Texte des jeweils anderen vor. Zusätzlich performten die Autoren Rücken an Rücken einen kraftvollen Text als Resultat einer fruchtbaren Zusammenarbeit im oberösterreichischen Almtal, „dem eigentlichen Tirol“, wie Prosser dem Publikum versicherte.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Zuschauer*innen, bei Niklas L. Niskate und Robert Prosser, beim Team von FRANZ MEHLHOSE, der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. und der Thüringer Staatskanzlei für die freundliche Unterstützung.

(Fotos: Anne Osterland)

http://www.robertprosser.at/

https://niskate.com/

Rückschau: In guter Nachbarschaft #17

Auch in diesem Jahr gab es im Rahmen unserer Lesereihe wieder eine Veranstaltung mit aktuellen und früheren Preisträger*innen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Am 29.6. lasen Stefan Petermann, Mirandolina Babunashvili und Lennardt Loß im schönen Café Paradise Birds in Jena.

Die Kooperation mit dem Jungen Literaturforum ist für uns nicht nur zur schönen Tradition geworden, sondern bedeutet für uns eine nachhaltige und langfristige Förderung des literarischen Nachwuchses im Freistaat und darüber hinaus.

Lennardt Loß, der vor zwei Jahren bei unserer Summer Edition im Jenaer Paradies seine allererste Lesung bestritt, kehrte zu uns zurück und las nicht nur seinen jüngst prämierten Text Das Ascheroda Rindermassaker, sondern auch seinen vormaligen Preistext Russischer Tango. „So schließt sich also der Kreis“, sagte er an diesem Abend, bevor er zum Bachmannpreis nach Klagenfurt aufbrach.

Mirandolina Babunashvili las ihren aktuellen Preisträgerinnentext Dreizehn, für den sie zudem mit dem hr2-Literaturpreis 2018 ausgezeichnet wurde. Sie setzte sich damit in einer Publikumsabstimmung gegen die anderen Preisträger*innen des diesjährigen Jungen Literaturforums durch. Zudem stellte sie ihren berührenden Text Im März vor, der von der existentiellen Not einer jungen Mutter im Krieg erzählt.

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Der Weimarer Autor Stefan Petermann, dessen literarischer Weg als Preisträger des Jungen Literaturforums 2004 begann, stellte schließlich einige seiner literarischen Facebook-Postings vor. Darin kommentiert er auf satirische, tiefgehende und sprachlich raffinierte Weise Ereignisse aus dem aktuellen Politik- und Mediengeschehen. Zudem las er aus einem noch unveröffentlichten Text, der von einem ebenso traurigen wie absurden Lebensweg eines Asylsuchenden in Deutschland erzählt.

Beschlossen wurde der Abend mit einem Autor*innengespräch in dem Loß, Babunashvili und Petermann von ihren Erfahrungen mit dem Jungen Literaturforum erzählten und Einblicke in ihre aktuellen Arbeitsprozesse gaben.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Zuhörer*innen, den Autor*innen und dem Team vom Paradise Birds für den gelungenen Abend. Die Literarische Gesellschaft Thüringen, die Thüringer Staatskanzlei und das Hessischen Literaturforum im Mousonturm haben diese Veranstaltung großzügig gefördert. Auch dafür ein herzlicher Dank.

(Fotos: Anne Osterland)

Die nächste Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT findet am 26.10. in Erfurt (Franz Mehlhose) statt. Es lesen und performen dann Niklas L. Niskate und Robert Prosser.

Rückschau: In guter Nachbarschaft #16

Am 13. April startete das Nachbarschaftsjahr 2018 in den Räumen des Jenaer Kunstvereins, der Galerie im Stadtspeicher. Dazu haben wir die Autorin Luise Boege und den Musiker Mark Weschenfelder eingeladen, um den im Vorjahr eingeschlagenen Weg, auf dem wir die Literatur mit anderen Künsten in Dialog treten lassen, weiterzugehen.

Mark Weschenfelder eröffnete den Abend in der gutbesuchten Galerie mit einem kurzen Stück für Saxophon. Danach trat Luise Boege ans Mikrofon, um aus ihrem neuen Buch Der Exorzismus in Polen Die Schönheit der Wüste zu lesen, in dem es u.a. um eine komplizierte, bisweilen vertrackte Eltern-Kind-Beziehung geht. Für Weschenfelder bedeutete das keinesfalls eine Pause. Mit einem Effektgerät begleitete er Boeges Text, der formal von Durchstreichungen und Wiederholungen geprägt ist, und fügte ihm somit eine akustische Ebene hinzu. Dadurch wurde die Lesung des Öfteren bewusst durch Störgeräusche überlagert und verzerrt. Die von Irritationen und Komplikationen geprägte Kommunikation von Boeges Protagonisten wurde somit nicht nur klanglich abgebildet, der Konflikt wurde an das Publikum weitergegeben. Was mitunter ein inhaltliches Unbehagen erzeugte, wurde zu einem interessanten und lohnenswerten Akustikexperiment.

Im Gespräch mit Moderator Peter Neumann erklärte Luise Boege Vorgehen und Bedeutung des wiederholenden Schreibens und im Text bestehender Durchstreichungen. Auf diese Weise lassen sich verschiedene Erfahrungsebenen wiedergeben und neue Reflexionsebenen erzeugen.

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In einem zweiten Leseblock trug Boege eine Erzählung aus ihrem letzten Buch Bild von der Lüge auf „klassische Weise“ vor. Allerdings zeigte sich darin ein ähnliches formales wie inhaltliches Konfliktpotential, das möglicherweise zu ihrer aktuellen Art des Schreibens führte.

Abgeschlossen wurde der Abend mit einem improvisierten Set Weschenfelders, der für gewöhnlich als Saxophonist in verschiedenen Bandprojekten spielt. An diesem Abend nutze er allerdings das Format der Lesereihe, um eine Soundcollage aus Jazz, Ambient und Klangexperimenten zu präsentieren, die weit über sein Saxophonspiel hinausging.

Wir bedanken uns für diesen gelungenen Abend bei Luise Boege und Mark Weschenfelder, bei Robert Sorg und dem Jenaer Kunstverein e.V., der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. und der Thüringer Staatskanzlei, sowie und vor allem beim Publikum!

(Fotos: Anne Osterland)

Rückschau: In guter Nachbarschaft #15

Mit der 15. Ausgabe von In guter Nachbarschaft ging am 8.12. in Weimar das bisher ereignisreichste Jahr unserer Lesereihe zu Ende. Zum Abschluss gab es für das Publikum noch einmal einen echten Höhepunkt. Der Jazz-Posaunist Conny Bauer, der Übersetzer Alexander Filyuta und der Schriftsteller Alexander Graeff präsentierten einen Abend lang „Wassily Kandinsky als Dichter“.

Filyuta und Graeff, die die bisher weitgehend unbekannten Gedichte aus dem Nachlass Kandinskys in ihrem Buch Vergessenes Oval herausgegeben haben,  beeindruckten die Gäste im gutbesuchten Kulturzentrum „mon ami“ mit einer zweisprachigen Lesung auf russisch und deutsch. Dabei haben beide in beeindruckender Betonung den spezifischen Klang der Texte wiedergegeben, der nicht nur starken Einfluss auf die Dadaisten um Hugo Ball, sondern auch auf die Konkrete Poesie ausübte.

Zum integralen Bestandteil des Vortrags, der vom Kandinsky-Experten Graeff durch interessantes Hintergrundwissen ergänzt wurde, wurde das charakteristische Posaunenspiel der Jazzlegende Conny Bauer. Bauer, der bereits 2007 von Kandinskys Bühnenwerk Der gelbe Klang zu eigenen Kompositionen inspiriert wurde, spielte immer wieder in den Text hinein – umgekehrt lasen Filyuta und Graeff im Einklang mit Bauers Posaune Kandinskys stark rhythmisiere Verse.

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Schließlich lies es sich Conny Bauer nicht nehmen einen längeren Solopart zu spielen, bei dem melodische, stakkohafte, bisweilen schnarrende und pochende Klänge ein beeindruckend breites Klangspektrum der Posaune offenbarten. Der Applaus des Publikums – für alle drei Akteure – war im Anschluss entsprechend lang und herzlich.

Beschlossen wurde der Abend mit einem Gespräche zwischen Moderator Mario Osterland und den auftretenden Künstlern. Dabei ordneten Filyuta und Graeff noch einmal die Bedeutung des schriftstellerischen Werks Wassily Kandinskys ein und gaben Auskunft über die Arbeit an den Übersetzungen der Texte, aber auch über Kandinskys Zeit in Weimar. Als besondere Überraschung für Publikum und Veranstalter ließ Conny Bauer zudem erkennen, dass das Kandinsky-Projekt mit Filyuta und Graeff fortgeführt werden soll. Vielleicht sogar in Form neuer Kompositionen für Posaune. Man darf gespannt bleiden, denn allzu tief ließen sich die Künstler diesbezüglich noch nicht in die Karten schauen.

Wir bedanken bei allen Förderern und Freunden der Lesereihe für den erfolgreichen Jahresabschluss! Tausend Dank an Conny Bauer, Alexander Filyuta, Alexander Graeff, an die Agentur Artischocke und Lena Panzer-Selz, an die Literarische Gesellschaft Thüringen, den LeseZeichen e.V. – und nicht zuletzt an unser Publikum.

(Fotos: Anne Osterland)

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #14

Die 14. Ausgabe von In guter Nachbarschaft liegt hinter uns. Und was sollen wir sagen? Es war mit Sicherheit die anarchischste Ausgabe der Lesereihe seit ihrer Gründung. Daniel Ketteler und sein mit Ernst Wawra betriebenes French-House-Projekt Elektro Willi und Sohn bescherten dem Publikum im Franz Mehlhose in Erfurt einen Abend, den garantiert niemand so schnell vergessen wird.

Ketteler las zunächst einige Passagen aus seinem Roman Grauzone, der die Zuhörer*innen – ganz wörtlich gemeint – aus den Tiefen der Psychiatriegeschichte bis auf ein Kreuzfahrtschiff führt, auf dem Elektro Willi und Sohn als Showband auftreten. Nach kurzer Vorstellung und Einführung in die Figurenkonstellationen des Williversums tauschte Ketteler das Lese- mit dem Gesangsmikro und ließ die Übergänge von Literatur und Musik fließen. Eine Prise kontrollierten Wahnsinns inklusive.

Im Pausengespräch mit Moderator Mario Osterland erklärte der praktizierende Facharzt für Psychiatrie Ketteler, dass die Grenzen zwischen Normalität und Wahnsinn nicht existieren oder zumindest stark ineinder fließen. Eine Erkenntnis, die sich in Kettelers künstlerischem Schaffen spiegelt, in dem sich Literatur und Musik, Zitat und Parodie, Techno und Dada nahtlos verbinden.

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Im zweiten Teil des Abens las Ketteler aus einem noch unveröffentlichten Skript, in dem psychotische Menschen und der illegale Medikamentenhandel am Kottbusser Tor in Berlin im Zentrum stehen. Abgerundet wurde die Show mit den Elektro Willi-Hits Das Knacken in der Rille, Autoscooter und Quel Bordell, bei dem erstmals die legendäre Deborah aus Bielefeld mit auf der Bühne stand. Ein angenehmer Überraschungsgast für Veranstalter und Publikum – und Motivation für Vater und Sohn, die Bühnen der Republik nach langer Pause erneut zu erobern? Nach der Show ließen Ketteler und Wawra jedenfalls durchblicken, dass das „präfinale Konzert“ in Erfurt durchaus auch der Startschuss für ein Elektro Willi-Comeback sein könnte. Wir sind gespannt.

Es bleibt uns nur Danke! zu sagen bei Daniel Ketteler, Elektro Willi (aka Ernst Wawra), Deborah (Soetkin Elbers), Philip, Ralf und dem Team von Franz Mehlhose, sowie der Literarischen Gesellschaft Thüringen und allen Förderern unserer Lesereihe.