Lisa Memmeler im Interview

IN GUTER NACHBARSCHAFT #28 fand am 28. Oktober in der ACC-Galerie Weimar erstmals wieder live & in Präsenz statt. Mit dabei war Lisa Memmeler – wir haben mit ihr über ihre Gedichte und die Teilnahme am open mike gesprochen.

Lisa Memmeler (c) Henrike Ribbe
Lisa Memmeler, Foto: Henrike Ribbe

Du warst dieses Jahr als Finalistin beim 29. open mike und hast dort Gedichte gelesen. Der open mike ist ja ein sehr wichtiger Wettbewerb für junge Schriftsteller*innen – wie hast du die Tage in Berlin erlebt, was waren deine Erfahrungen?

Da ich ansonsten wenig mit ‚dem Literaturbetrieb‘ in Kontakt bin, waren die Tage in Berlin für mich sehr aufregend. Sich auszutauschen und von Menschen umgeben zu sein, die alle auf ihre eigene Weise literarisch aktiv sind, lässt diese eigentümliche Welt des Schreibens – die manchmal ja auch eine sehr einsame sein kann – sehr real werden, gibt ihr einen Ort. Ich habe das Gefühl, dass gerade der Lyrik so ein Ort vielleicht fehlt, vielleicht macht dieses Fehlen sie auch ein wenig aus… aber es war in jedem Fall für mich sehr besonders, ein Sprechen über Lyrik und ein lyrisches Sprechen in diesem Kontext als sich-raum-schaffend zu erleben.

In deinen Gedichten werden vermeintlich natürliche Bilder (z.B. des Meeres oder des Himmels) gebrochen durch menschengemachte Umwelt, etwa in dem Versuch, neben dem rauschen der hochspannungsleitung kommender, rennender züge die Stimmen der Frösche zu hören. Ist das etwas, was du bewusst verfolgst?

Dass Natur und wofür sie einsteht nicht ungebrochen erfahren werden können, ist eher etwas, das meinem Schreiben auf eine Art immer wieder neu widerfährt. Der Bruch stellt sich mehr ein, als dass ich ihn bewusst plane – auch wenn er wohl unvermeidlich ist. Was mich dabei aber besonders interessiert, ist, wie lange Motive und bestimmte Sprachformen sich durchhalten lassen und wo sie ein anderes Sprechen fordern, fordern aufgegeben, abgewandelt, entrückt oder betrauert zu werden.

Deine Gedichte erzeugen immer wieder Momente der Spannung, kurz bevor sich etwas Bahn bricht – so schreibst du von hochspannungsleitungen, von häuten glühenden anthrazits und gedehnten häuten der Frösche, von Menschen, die sich zwischen glattem Gestein aufsprengen und der Zeit, die wild ausschlägt. Würdest du dem zustimmen? Was fasziniert dich daran?

Ja, schon. Ich glaube, das passiert, wenn die Tragfähigkeit eines bestimmten Sprechens auf der Probe steht. Es entsteht eine bestimmte Spannung, die das Sprechen dynamisiert, forttreibt und umlenkt. Auch die Bilder in den Gedichten und ihre Bewegungen formen sich mir oft entlang dieser experimentellen Achsen. Die Sprache oder auch ihr Rhythmus gewinnt in ihrer Spannung eine Art Eigenleben, nur ganz kurz, um dann unmittelbar die Frage nach einem nächsten Ansetzen und Weitersprechen zu stellen. Das, was sich dann vielleicht Bahn bricht, muss sich zu der eigenen evozierten Dynamik ins Verhältnis setzen; und dieses Antworten auf abgebrochene Tendenzen des eigenen Sprechens reizt mich sehr, weil man nie genau weiß, wohin es führt – weil es öffnet und auffordert.

Wann hast du begonnen, Lyrik zu schreiben? Und in welchen Momenten entstehen deine Gedichte?

Begonnen, Lyrik zu schreiben, habe ich früh. Auch das Lesen von Gedichten und Theaterstücken in der Schule hat bei mir oft ein Einschwingen auf deren Rhythmen provoziert. Das hat mir häufig so lange keine Ruhe gelassen, bis ich einen eigenen Versuch, lyrisch darauf zu antworten, unternommen habe. In Teilen ist das auch heute noch so. Abgesehen davon sind es keine spezifischen Momente, in denen die meisten Gedichte entstehen. Manches brütet lange und zäh, manches drängt sich mit einem Mal auf und fordert sich ein. Zur Überarbeitung einzelner Texte nehme ich mir auch mal explizit Zeit, aber die meisten ersten Impulse machen sich in zeitlichen Zwischenräumen laut.

Wie geht es für dich nach dem open mike nun weiter? Arbeitest du bereits an einem neuen Projekt?

Den Schwung des open mike und die Anregung der Tage in Berlin versuche ich in mein Arbeiten aufzunehmen. Dass auch nach dem Wettbewerb über mehrere Jahre die Teilnahme an Lyrik-Workshops möglich ist, kommt mir dabei sehr entgegen. Manchmal reicht ja eine solche Gelegenheit, die ermöglicht, sich perspektivisch über die eigenen Projekte auszutauschen, um sich in seinen eigenen Vorhaben ernst zu nehmen und nicht davon abzulassen. Zurzeit schreibe ich an einigen neuen Gedichten. Dabei beschäftigen mich vor allem Anredeformen im Gedichteten weiterhin, aber ich habe das Gefühl, dass in den neueren Gedichten das >Du< besonders prekär wird, sich waghalsig probiert: als bis zu seinen Grenzen herauszuforderndes und dort (vielleicht) zu schützendes.

Vielen Dank für das Interview!

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Lisa Memmeler, 1993 in Düsseldorf geboren, lebt in Jena. Hat Philosophie in Marburg, Jena, Mailand und Rom studiert. War Praktikantin am Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik in Frankfurt a.M. und im Marburger Kunstverein. Derzeit schließt sie ihr Studium der Psychologie in Marburg ab. 2021 ist sie Finalistin des open mike Wettbewerbs in Berlin in der Kategorie Lyrik.

Vorgestellt: Lea Weiß und Franziska Bergholtz

2020 ist ein Jahr in dem sich einiges geändert hat. Mitten in die Zeit der Pandemie fiel auch ein Wechsel der Projektleitung von IN GUTER NACHBARSCHAFT. Mario Osterland sprach mit Lea Weiß (Jena) und Franziska Bergholtz (Erfurt), die nun an der Seite von Gorch Maltzen die Lesereihe organisieren.

Liebe Franzi, liebe Lea, willkommen an Bord von IN GUTER NACHBARSCHAFT. Wisst ihr noch wie der Kontakt zu Gorch Maltzen zustande kam?

Franzi: Den Kontakt zu Gorch habe ich über Lea bekommen. Lea und ich waren beide in der Schreibwerkstatt „Poesie & Praxis“ mit Peter Neumann und Nancy Hünger und haben uns auf Anhieb ziemlich gut verstanden. Letzten Sommer hat sie mich gefragt, ob ich Interesse hätte, bei „In guter Nachbarschaft“ mitzumachen und den Kontakt zu Gorch hergestellt. Ich hatte in Ulm schon ein paar kleinere Literaturveranstaltungen organisiert und hatte große Lust, das in Thüringen ausdauernder und professioneller zu machen. Nachdem ich Gorch getroffen und wir uns auch gut verstanden hatten, war relativ schnell klar, dass wir als Team gut funktionieren. Ich freue mich sehr, dabei zu sein!

Lea: Genau, Gorch hat mir, das müsste so Mitte letzten Jahres gewesen sein, auf Facebook geschrieben und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei „In guter Nachbarschaft“ mitzumachen. Ich war dann noch für ein Auslandssemester in Finnland, sodass wir uns erst im Winter zum ersten Mal zusammengesetzt haben. Da wussten wir auch noch gar nicht, dass die Lesereihe bald erst einmal digital stattfinden würde!

Hattet ihr zuvor eigentlich schon mal von der Lesereihe gehört? Wie nehmt ihr die Literaturszene in Thüringen im Allgemeinen wahr?

Lea: Der Name war mir auf jeden Fall ein Begriff, ich kannte auch die Webseite – war aber tatsächlich vorher noch nie bei einer der Lesungen! Das ist bei Franzi glaube ich auch so, weshalb es ganz lustig war, als wir gemeinsam nach Leipzig gefahren sind zum Treffen der unabhängigen Lesereihen und dort „In guter Nachbarschaft“ vertreten haben, die wir so noch gar nicht selbst erlebt hatten.

Franzi: Ich glaube, ich hatte schon über „In guter Nachbarschaft“ gelesen, aber ich wusste nicht viel über die Lesereihe und ich war auch vorher noch nie da. In Thüringen war ich allgemein noch nicht auf vielen literarischen Veranstaltungen. Ich glaube, wie überall wo ich bisher gelebt habe, sind es einige wenige, die sich sehr viel Mühe geben, ein vielfältiges Angebot zu organisieren und die Thüringer Literaturszene möglichst aktiv zu gestalten. Allerdings kann ich da auch nur für meinen recht oberflächlichen Eindruck der Städtekette sprechen.

Lea: Da würde ich mich anschließen! Ich habe das Gefühl, es gibt eine kleine, aber sehr aktive und gut vernetzte Literaturszene, man kennt sich gegenseitig und es wird viel veranstaltet. Ich denke da vor allem an die Literarische Gesellschaft Thüringen und den Lesezeichen e.V. Vor allem gibt es einiges an Förderung für junge Schreibende, Schreibwerkstätten aber auch Ausschreibungen wie das Junge Literaturforum oder den Eobanus-Hessus-Wettbewerb.

Ihr seid beide aus den „alten Bundesländern“ zum studieren nach Thüringen gekommen. Welche Unterschiede v.a. im Hinblick auf die kulturelle Szene waren für euch auffällig?

Lea: Das ist schwierig. In NRW leben natürlich viel mehr Menschen, in den Großstädten gibt es meist eigene Literaturhäuser und -büros, über die viel organisiert wird. Ich komme aus Bonn, und mein Gefühl ist, dass es dort eher Einzelveranstaltungen gibt, die zum Teil auch an die Uni angebunden sind, als eine wirklich vernetzte Literaturszene. Spontan würde ich sagen: Hier sind die Veranstaltungen vielleicht etwas kleiner, das Angebot überschaubarer, dadurch aber auch näher und leichter zugänglich.

Franzi: Ich bin in München aufgewachsen und habe dann ein Jahr in Ulm gelebt bevor ich nach Erfurt gezogen bin. Ich denke der Unterschied von Erfurt/Weimar/Jena zu München ist einfach der zwischen Groß- und Kleinstadt. In Ulm bin ich dagegen ziemlich schnell in das Herz der literarischen und kulturellen Szene gerutscht und habe viel mitbekommen, was ich jetzt vielleicht noch verpasse. Allgemein kommt mir die Szene der Kulturschaffenden in Thüringen auf jeden Fall jünger vor. Ich habe das Gefühl, dass es weniger etablierte Institutionen gibt und stattdessen viele junge Menschen, die Bock haben, etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich jetzt Studentin bin und Kontakt zu diesen jungen Menschen habe.

Lea, du hast in diesem und im letzten Jahr jeweils einen der Hauptpreise beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen gewonnen. Das Literaturforum versteht sich als Förderer und Türöffner für junge Schreibende. Was bedeutet das für dich bzw. wie nimmst du das wahr?

Lea: Ich nehme es auf jeden Fall als „Türöffner“ wahr. Einerseits, weil man natürlich aus dem eigenen Raum heraustritt und andere Leute trifft, gemeinsam deren Texte liest und bespricht… das fand ich sehr schön. Auch, weil Schreiben an sich ja eine eher „einsame“ Tätigkeit ist, und die Möglichkeit zum Austausch dann wirklich wertvoll. Andererseits, weil neue Kontakte entstehen, etwa zu den Thüringer Literaturtagen auf Burg Ranis. Und Gorch ist damals glaube ich auch wegen des Literaturforums auf mich zugekommen!

Franzi, du hast bereits im letzten Jahr mit dem Gedichtband Kolumbianischer Winter debütiert. Welche Förderungen hast du auf dem Weg zum ersten Buch erfahren?

Franzi: Die Veröffentlichung von Kolumbianischer Winter war ein ziemlicher Glücksfall. Ich habe nach dem Abi ein Jahr in Ulm gewohnt und am Aicher-Scholl-Kolleg eine Art „Orientierungsstudium“ absolviert, wobei ich einfach verschiedene Seminare besuchen und mich ausprobieren konnte. Unter anderem waren da auch das Literaturseminar bei Rasmus Schöll und das Seminar für Kreatives Schreiben bei Florian Arnold. Es hat sich bald herausgestellt, dass unser Jahrgang Lust auf literarische Veranstaltungen hatte. Wir haben im Rahmen des Schreibseminars einige ziemlich coole, junge Literaturabende in Rasmus‘ Buchhandlung Aegis veranstaltet. Irgendwann im Frühjahr 2018 kamen Rasmus und Florian auf mich zu und haben gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in ihrem Verlag Topalian & Milani einen Gedichtband zu veröffentlichen. Ich habe also vor allem ideelle Unterstützung von Rasmus und Florian erhalten, aber das zunächst unabhängig von Kolumbianischer Winter. Das kam erst später.

Mit zwei Organisator:innen in Erfurt und einer Organisatorin in Jena ist im Team von IN GUTER NACHBARSCHAFT wieder eine ähnliche Konstellation eingetreten, wie es sie schon einmal gab, als mit Peter Neumann, Julia Hauck und mir die Städte Weimar, Jena und Erfurt je einmal vertreten waren. Wir haben die Lesereihe damals auch abwechselnd in den drei Städten stattfinden lassen. Wie werdet ihr das in Zukunft machen, sobald wieder richtige Live-Veranstaltungen möglich sind?

Franzi: Bis jetzt sind wir noch gar nicht dazu gekommen, viele konkrete Pläne für die Zukunft zu machen, weil Corona dazwischen kam. Tatsächlich haben wir uns außerhalb von Skype noch nie zu dritt getroffen. Aber ich denke unser Ziel ist es schon, möglichst alle drei Städte zu bespielen und damit einerseits ein breites Publikum abzuholen und andererseits dem Namen „In guter Nachbarschaft“ gerecht zu werden. Erfurt, Weimar und Jena bieten sich da ja schon sehr gut an. Und wer weiß, welche Orte sich in Zukunft noch finden.

Lea: Ich denke, es bietet sich auf jeden Fall an, sich erst einmal auf die drei Städte zu konzentrieren. Da bestehen natürlich auch schon Kontakte zu den Veranstaltungsorten, auf die wir zurückgreifen können, und wir kennen uns aus! Wir haben auch schon mit dem Gedanken gespielt, vielleicht mal in eine kleinere Stadt in Thüringen zu gehen, wo es vielleicht noch nicht so viel Angebot gibt… mal schauen, unsere erste Live-Veranstaltung steht ja noch aus!

Seid ihr vor der Coronazeit viel auf der Städtekette unterwegs gewesen, um in der jeweils anderen Stadt Konzerte, Lesungen usw. zu besuchen oder andere Kulturschaffende zu sehen?

Franzi: Tatsächlich war ich bisher immer nur in Weimar und Jena, um kulturelle Events zu besuchen. Schreibwerkstatt, Lesungen, Konzerte, Kunstaustellungen – ich glaube, ich habe die Städte noch nie einfach so besucht. Teilweise habe ich sie noch nicht einmal richtig bei Tag gesehen. Ich dachte immer, wie praktisch, ich kann kostenlos und ohne viel Zeitaufwand noch in zwei anderen schönen Städten leben, aber irgendwie hat ein Ausflug sich bisher noch nie ergeben.

Lea: Das ist bei mir ähnlich – ich muss gestehen, dass ich eher selten aus Jena herauskomme! Ich bin hin und wieder in Weimar, war dort auch mal im Theater, in Erfurt auf einem Konzert – aber das ist auf jeden Fall eher selten. Schade, dass man momentan die Zeit nicht nutzen kann, um da mehr zu entdecken. Ich würde zum Beispiel gern mal in die ACC Galerie in Weimar, wo ja „In guter Nachbarschaft“ auch schon stattgefunden hat.

Die erste Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT unter eurer Mitarbeit wird als Radiosendung bzw. Podcast ausgestrahlt. Was wird die Hörer:innen erwarten?

Lea: Der Versuch, einen Abend mit „In guter Nachbarschaft“ als Hörfassung nachzustellen! Wir haben die eingeladenen Künstlerinnen gebeten, uns Tonspuren zu schicken, ein Interview über Skype geführt, im Tonstudio die Moderation eingesprochen…

Franzi: … wir waren alle ein bisschen nervös bei dem Gedanken daran, die nächste Lesung als Sendung zu gestalten, weil niemand von uns dreien Erfahrung damit hatte. Aber es hat wirklich Spaß gemacht, die Sendung vorzubereiten und aufzunehmen und sie ist meiner Meinung nach richtig schön geworden. Was euch erwartet sind tolle Lesungen von Helene Bukowski und Lea Weiß, einmal mit Helenes Romanauszug und einmal mit Leas feinen Gedichten. Mit Helene haben wir außerdem ein spannendes Gespräch zu ihrem Debüt Milchzähne geführt. Zwischendurch gibt es schöne musikalische Untermalung von der Musikerin Sofie Thon. Und als kleines Special, das wir nur in dieser Form überhaupt mitnehmen konnten, gibt es ein witziges Kurzhörspiel von Vivien Schütz. Was euch also erwartet ist etwas zum Mitfiebern und Mitlachen, aber auch zum Träumen und einfach mal abschalten. Hört gerne hin!

Alle Infos gibt es auch noch einmal gebündelt hier auf der Website. Vielen Dank euch beiden für eure Antworten und viel Spaß in Zukunft mit IN GUTER NACHBARSCHAFT!

Lea Weiß bei den 23. Thüringer Literaturtagen

Die 23. Thüringer Literaturtage auf Burg Ranis fanden in diesem Jahr aus den uns allen bekannten Gründen digital statt. Mit dabei war auch Lea Weiß aus Jena, die seit diesem Jahr zum Team unserer Lesereihe gehört.

Gemeinsam mit Melis Ntente und anderen gehört Lea zu den aktuellen Preisträgerinnen des Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen. Im Video bekommt ihr einen Einblick in das Schreiben der beiden und ihre ersten Schritte ins literarische Leben. Moderiert von Nachbarschafts-Mitbegründerin Romina Nikolić.

100% Jena

Unsere Freund*innen vom Jenaer Kunstverein e.V. beteiligen sich an der Initiative 100% Jena, die Akteur*innen aus Einzelhandel, Gastro und Kultur in Szene setzt, die dort das Stadtbild und öffentliche Leben prägen.

Derzeit gibt es in der Galerie im Stadtspeicher (Markt 16) die Ausstellung „Dressuren der Durchlässigkeit“ zusehen, die sich mit dem Verhältnis von Mensch und Pferd auseinandersetzt. Schaut es euch an!

 

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #22

Am 30.10. waren wir mit unserer Lesereihe endlich wieder in Jena. In der Galerie am Stadtspeicher lasen mit Konstantin Petry (Weimar) und Christoph Renner (Jena) zwei der aktuellen Hauptpreisträger des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Nach einer kurzen Pause stellte dann der in Wien lebende Marko Dinić seinen Debütroman „Die guten Tage“ vor. Dinić erzählte von den Gastarbeiterbussen, die zwischen Wien und Belgrad verkehren und inzwischen auch zu einem beliebten Verkehrsmittel für Touristen geworden sind. Darüber hinaus betonte er die Schwierigkeiten im Aufarbeitungsprozess des serbischen Nationalismus. Gestenreich und wortgewaltig nahm er das Publikum in seiner Lesung mit ins heutige Belgrad, in dem die Narben des Krieges noch immer sicht- und spürbar sind.

Musikalisch gerahmt und begleitet wurde der Abend mit einem Solokonzert des Wahl-Berliners Sebastian van Vugt. Der Songwriter der Band Baldabiou spielte akustische Folksongs und überzeugte nicht zuletzt durch seinen eindrucksvollen Gesang.

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(Fotos: Anne Osterland)

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten des Abends, insbesondere den aufgetretenen Künstlern und dem Jenaer Kunstverein. IN GUTER NACHBARSCHAFT verabschiedet sich nun in den Winterschlaf. Die nächste Veranstaltung findet 2020 in Weimar statt.

30.10. – Jena – IN GUTER NACHBARSCHAFT #22 – mit Marko Dinić, Baldabiou u.a.

Am 30.10. kehrt IN GUTER NACHBARSCHAFT zurück in die heiligen Hallen des Jenaer Kunstvereins. Zu Gast ist der Wiener Schriftsteller Marko Dinić, der aus seinem Debütroman Die guten Tage lesen wird. Darin erzählt er vom Aufwachsen in Belgrad während der Jugoslawienkriege und der schweren Rückkehr in einen Serbien, das der Ich-Erzähler am liebsten für immer hinter sich lassen wollte. „In beeindruckenden Bildern erzählt Marko Dinic zwanzig Jahre nach dem Bombardement von Belgrad von einer traumatisierten Generation, die sich weder zu Hause noch in der Fremde verstanden fühlt, die versucht die eigene Vergangenheit zu begreifen und um eine Zukunft ringt.“

Auf offenen Mikrophon begrüßen wir diesmal Konstantin Petry (Weimar) und Christoph Renner (Jena). Sie beide sind aktuelle Preisträger des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen.

Begleitet und gerahmt wird der Abend vom Alternative Pop des Musikers Sebastian van Vugt, besser bekannt als BALDABIOU.

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30. Oktober 2019 – 19:30 Uhr

Galerie im Stadtspeicher/Jenaer Kunstverein e.V. – Markt 16 – 07743 Jena

Eintritt: 5,-€ / ermäßigt 3,- €

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Marko Dinić wurde 1988 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Belgrad. Er studierte in Salzburg Germanistik und Jüdische Kulturgeschichte. 2016 las er bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt im Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sein 2019 erschienenes Debüt Die guten Tage ist für den Österreichischen Buchpreis nominiert.

Sebastian van Vugt singt mit unverwechselbarem Timbre über die Freuden und Leiden des Werdens und Seins. Seine Lieder und Stimme verfügen über ein hochaufgelöstes Gespür für Form und Dynamik. Seine Bühnenpräsenz ist so unprätentiös wie einnehmend. Beinahe aus Versehen wird ein eben noch aufgekratztes Mischpublikum aus Eingeladenen, Mitgebrachten und Kulturtouristen mausestill und der Raum füllt sich mit den unaufgeregten Songs van Vugts, die bei aller Wärme und Intimität nie dem Kitsch verfallen oder stereotyp verflachen. Sie lassen tief blicken und hören sich gut an. Im Oktober 2019 erscheint das Album Hélène auf dem Label Viel Erfolg mit der Musik

Konstantin Petry, geb. 1997 in Eisenach, studiert Philosophie und Westslavistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2019 gewann er im Literaturwettbewerb des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen einen der Hauptpreise.

Christoph Renner studierte Deutsch und Geschichte auf Lehramt in Tübingen und Jena. Derzeit promoviert er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2018 gewann der den Hauptpreis beim Eobanus-Hessus-Schreibwettbewerb, 2019 folgte einer der Hauptpreis des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen.

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen.

Außerdem sind wir Teil der Initiative Unabhängige Lesereihen.

Raniser Debüt: Lisa Goldschmidts „Tage Fragmente“

Im Sommer 2017 trug Lisa Goldschmidt im Rahmen unserer Lesereihe Gedichte in Schillers Gartenhaus in Jena vor. Nun ist ihr Band Tage Fragmente in der Reihe „Raniser Debüt“ des Lese-Zeichen e.V. Jena erschienen. Mario Osterland hat das Buch gelesen und rezensiert.

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Lisa Goldschmidt (Foto: privat)

Tage Fragmente heißt Lisa Goldschmidts Debüt, doch ihre Texte erscheinen nicht eigentlich fragmentarisch, sondern eher wie Absplitterungen von etwas Größerem, dessen sich die Autorin weiter anzunähern versucht. Jede abgeklärt wirkende, abgeklärt spielende Pose ist ihr fremd, was den Gedichten eine bemerkenswerte Zartheit verleiht.

Die vollständige Rezension ist auf den Seiten von fixpoetry.com zu lesen. Das „Raniser Debut“ wird jährlich ausgeschrieben und bietet literarischen Newcomer*innen die Chance ihr erstes Manuskript mithilfe eines professionellen Lektorats fertigzustellen und zu veröffentlichen. Alle Infos dazu gibt es hier.

Textwerkstatt für Nachwuchsautor*innen

Poesie & Praxis – die Thüringer Textwerkstatt

Was unterscheidet Erzählen und Beschreiben? Wie wechselt man die Perspektive? Wann ist ein Text fertig, wann ist er gelungen und wie kann man das erkennen?

Diese und viele weitere Fragen stellen sich einem Autor, manche können nur intuitiv beantwortet werden, andere hingegen sind schlicht eine Sache des handwerklichen Rüstzeugs. Denn hat man einen Text geschrieben, steht die eigentliche Arbeit noch bevor.

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Die Thüringer Textwerkstatt „POESIE & PRAXIS“ bietet jungen, angehenden Autoren und Autorinnen die Gelegenheit, ihre Texte (z. B. Lyrik, Erzählungen, Romanauszüge) mit etablierten Autoren, Wissenschaftlern und „Gleichgesinnten“ zu diskutieren und zu bearbeiten. Neben der Vermittlung des Handwerks und literarischer Strategien steht vor allem der intensive Austausch über die eigenen Texte und über die Texte anderer im Mittelpunkt der Werkstatt.

Geleitet wird die Werkstatt wird von Nancy Hünger (Lyrik / Prosa) und Peter Neumann (Lyrik). Darüber hinaus werden renommierte Autorinnen und Autoren die Werkstatt begleiten.

Die Textwerkstatt findet einmal im Monat in Schillers Gartenhaus (Universität Jena) statt. Teilnehmen kann, wer seinen Wohnsitz in Thüringen hat und im Alter von 16 bis 25 Jahren ist. Textproben sind keine Bedingung für die Teilnahme – allerdings würden wir uns darüber freuen. Bereits vorhandene Schreiberfahrungen sind wünschenswert.

Anmeldungen (mit Name, Adresse, Alter, E-Mail, Telefonnummer) bitte per E-Mail/facebook/Post an:

ranis [at] lesezeichen-ev.de
facebook.com/poesiepraxis
Lese-Zeichen, Carl-Zeiss-Platz 15, 07743 Jena

Die Textwerkstatt ist nicht öffentlich und auf max. 10 Teilnehmer begrenzt.

Die Thüringer Textwerkstatt „POESIE & PRAXIS“ ist ein gemeinsames Projekt von Lese-Zeichen e.V. und Schillers Gartenhaus (Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit freundlicher Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei.

Peter Neumann zurück bei Blaubart & Ginster – und Lesung in Jena am 16.11.

Peter Neumann war kürzlich zum zweiten Mal Gast in der Radiosendung Blaubart & Ginster. Mit den Moderatoren Ralf Schönfelder und Mario Osterland sprach er über seinen aktuellen Gedichtband areale & tage, seine Prosatechnik des „deep mapping“ und natürlich über sein Erfolgssachbuch Jena 1800 – Die Republik der freien Geister. Die Sendung inkl. zweier Kurzlesungen kann man auf YouTube nachhören und -sehen.

Außerdem liest Peter Neumann am 16.11. in der Villa Rosenthal in Jena aus seinem aktuellen Buch. Alle Informationen dazu gibt es hier.

Robert Wenzl beim 26. open mike

Wir freuen uns sehr darüber, dass unser Nachbar Robert Wenzl zum diesjährigen open mike eingeladen wurde. Auf dem Wettbewerbsblog gibt er Auskunft über sich und sein Schreiben – und erinnert sich auch an uns zurück.

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Robert Wenzl (Foto: Julia Hauck)

Wer liest Deine Texte zuerst?
Ein paar enge Freunde lesen meine Texte meist zuerst. Man muss sich ja ein wenig kennen, um ernsthafte Kritik üben zu können. Manchmal stelle ich meine Texte auch anderen jungen Autoren vor, die ich aus meiner Jenaer Zeit kenne und die sich um die Lesereihe In guter Nachbarschaft um Mario Osterland und Peter Neumann zusammengefunden haben.

Nach einem aktuellen Literaturtipp gefragt antwortet Robert:

Gorch Maltzens »Sträuben«. Nicht nur ist dieses Buch verdammt schlau, sondern auch verdammt gut und unterhaltsam erzählt. Die Dialoge und Erzählungen darin haben in mir einen starken Eindruck einer absurden bis komischen Verlorenheit hinterlassen. Wer also gern über den postmodernen Abgrund schaut, darf sich eingeladen fühlen, dieses Buch zu kaufen.

Da schließen wir uns natürlich an, drücken Robert die Daumen und senden liebe Grüße nach Berlin!

Der open mike ist ein jährlich stattfindender Wettbewerb für junge deutschsprachige Lyrik und Prosa. Er findet in diesem Jahr vom 16. bis 18. November im „Heimathafen Neukölln“ statt. Alle Infos dazu gibt es hier.

Das ganze Interview mit Robert Wenzl kann man hier nachlesen.