Presseschau

Im Zuge der SUMMER EDITION war In guter Nachbarschaft mehrfach in der Thüringer Presse- und Medienlandschaft vertreten. Hier gibt es eine kleine Presseschau mit den Links zu allen Beiträgen.

Am 8.7. (Online) bzw. 9.7. (Print) kündigte die OTZ die SUMMER EDITION mit einem Artikel an.

Ebenfalls am 8.7. waren die Nachbarschafts-Mitorganisator*innen Julia Hauck und Peter Neumann zu Gast beim Campusradio Jena.

Am 11.7. berichtete die TLZ (Online und Print) von der SUMMER EDITION und die scheidende Jenaer Stadtschreiberin Kinga Tóth.

Am 21.7. war Nachbarschafts-Mitorganisator Mario Osterland beim Erfurter Radio F.R.E.I. und sprach u.a. ausführlich über die Lesereihe.

Rückschau: In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION (2/2)

Hier geht’s weiter mit dem zweiten Teil der SUMMER EDITION-Rückschau.

Es gehört zu den Traditionen der Nachbarschaft, dass bei unseren Veranstaltungen ein offenes Mikrofon bereit steht, an dem noch unbekannte Nachwuchstalente, regionale Autoren und Freunde unserer Lesereihe gern gesehen sind. Auch bei der SUMMER EDITION gab es für sie wieder Gelegenheit ihre neusten Texte in entspannter, ungezwungener Atmosphäre vorzutragen.

Den Anfang machte Moritz Gause, der seine Lesung mit einem Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet eröffnete und danach neue, in Kirgisistan entstandene Gedichte vortrug. Ihm folgte der Erfurter Patrick Siebert. Mit lakonischem, bisweilen selbstironischem Ton las er Gedichte, die individuelle Eindrücke aus verschiedenen Thüringer Landschaften reflektieren und zu poetischen Momentaufnahmen verdichten. Mit seinem spontanen Auftritt am offenen Mikrofon beeindruckte danach der Poetryslammer Friedrich Hermann, der seinen Text Das erste Mal freisprechend und äußerst pointiert vortrug.

Den Abschluss am offenen Mikrofon machte Demien Bartók, der aus dem Vorwort seines Buches Die Abschaffung von Erfurt-Nord las. Zwischen Essay und Erzählung entwirft er darin ein gesellschaftliches Panorama aus Kritik und Selbstreflexion, zwischen großen Utopien, Europapolitik, Maulwürfen und dem Bundespräsidenten. Eine echte Entdeckung!

Höhepunkt und literarischer Abschluss der SUMMER EDITION war schließlich die Lesung mit Christoph Wenzel, Anja Kampmann und Björn Kuhligk am Abend. Drei etablierte und vielfach ausgezeichnete Dichter also, die aus ihren jeweils aktuellen Büchern lasen.

Den Anfang machte der Aachener Christoph Wenzel, der aus seinem viel gelobten Band lidschluss las. Mit scharfem Blick und zugleich voller Empathie kartiert er darin u.a. seine rheinisch-westfälische Heimat und deren Strukturwandel nach der Schließung zahlreichen Zechen. Vom Verschwinden ganzer Dörfer für den Tagebau, bis hin zu den kleinen Dramen auf dem Fußballplatz – Wenzel bewies, dass er ein Auge für die großen und die kleinen Szenen hat. Für jedes seiner Gedichte findet er die richtige Sprache, bleibt insgesamt aber unverkennbar in seinem poetischen Ton zwischen Beschreibung und Erzählung.

Auch Anja Kampmanns Lesung war geprägt von kartografischen Suchbewegungen, die einen großen Bogen spannen von Brandenburg über die Ostsee und Polen, bis hin nach Weißrussland und Slowenien. Mit den Gedichten aus ihrem aktuellen Band Proben von Stein und Licht nahm sie das Publikum mit auf eine Reise ostwärts, auf eine Suche nach Vertrautem in der Fremde. Als eine Erkenntnis verdeutlichten Kampmanns Gedichte, dass diese Bewegungen keine Einbahnstraße darstellen, oftmals sogar erst einen Blick zurück ermöglichen und so das Fremde in scheinbar Vertrautem zu Tage fördern.

Mit der Lesung aus seinem Band Die Sprache von Gibraltar lieferte Björn Kuhligk einen Beweis dafür, dass die oftmals nachgeplapperte Behauptung von der angeblich unpolitischen Gegenwartslyrik null und nichtig ist. Das Ergebnis seiner Recherchereise an die Grenzzaunanlage der spanischen Exklave Melilla, ist ein beeindruckendes Langgedicht, aus dessen Mittelteil Kuhligk ohne zusätzliche Erklärungen oder Unterbrechungen vorlas. Vom Warten derjenigen, die auf ein besseres Leben auf der anderen Seite hoffen, vom Scheitern einer gesamteuropäischen Migrationspolitik, vom merkwürdigen Gefühl als privilegierter EU-Bürger vor Ort zu sein, schließlich von der Suche nach einer angemessenen Art darüber zu berichten – all das macht Die Sprache von Gibraltar zu einen Ereignis, zu einem kraftvollen Rütteln an den Mauern der Festung Europa. Dafür wurde Kuhligk in Jena mit einem langanhaltendem Applaus bedacht.

Nach über fünf Stunden Literatur im Paradies legte die SUMMER EDITION den Partymodus ein und feierte mit DJ Lutz Hartmann in den Morgen. Dabei gab es nicht nur etwas für die Ohren und Tanzbeine, sondern auch für die Augen. Der Licht- und Videokünstler Dimitri Engelhardt (Sehrinde17) entwarf für die Aftershowparty eine mehr als sehenswerte Lichtinstallation in Form von Buchseiten.

Das war die mehr als gelungene In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION. Alles in allem danken wir allen für alles! Chapeau!

Rückschau: In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION (1/2)

Liebe Nachbarschaftsfreunde,

die SUMMER EDITION liegt hinter uns. Und alle Beteiligten und Besucher werden sich gern daran zurückerinnern. Hier kommt Teil 1 unseres kleinen Berichts mit vielen Eindrücken von einem rundum gelungenen Literatursommerfest.

Los ging es bereits am späten Nachmittag mit der Lesung ausgewählter Preisträger*innen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Dabei trug die Wiesbadenerin Manon Hopf ihren prämierten Text Brombeeren, gemauert vor. Mit ihrem ruhigen, eindringlichen Vortrag versetzte sie das Publikum gleich zu Beginn in sehr aufmerksame Stimmung. Diese schlug jedoch nicht in einlullende Gemütlichkeit um, denn Lennardt Loß hatte die mitreißende short story Russischer Tango im Gepäck. Mit leidenschaftlicher Stimme erzählte er aus dem Boxermilieu der DDR, was ihm Lacher, Anerkennung und viel Applaus bescherte.

Mit Gedichten und kurzer Prosa ging es weiter. Robert Wenzl, der neben seiner Arbeit als Autor auch als Singer/Songwriter aktiv ist, trug melancholisch-sensible Texte vor, die die Metapher nicht scheuen und dennoch meilenweit vom Kitsch entfernt sind. Elisa Wächtershäuser bildete mit ihrer Kurzgeschichte Die Tiere schlafen den Abschluss des ersten Leseblocks. Die Absolventin u.a. des Klagenfurter Literaturkurses, überzeugte mit ihrem souveränen Vortrag und einem Text, der keinen Zweifel an ihrem erzählerischen Talent ließ.

Im zweiten Teil der SUMMER EDITION resümierte die ungarische Autorin Kinga Tóth ihre Zeit als Jenaer Stadtschreiberin. In einem offenen Gespräch mit Moderator Mario Osterland stellt sie die Projekte vor, an denen sie in der Saalestadt gearbeitet hat und gab einen Einblick in die Entstehungsprozesse ihrer Werke. Dabei trug sie zunächst einige Gedichte vor, die auf relativ klassische Weise Eindrücke und Beobachtungen in der neuen Umgebung reflektieren. Allerdings war gleich zu bemerken, dass Tóth kein Interesse an einer sentimentalen Erlebnislyrik hat. Vielmehr ist ihre Sprache bewusst nüchtern, kühl und fast technisch gehalten, womit sie an die Traditionslinien deutschsprachiger Avantgarde-Dichtung anknüpft. Bewegungen, die es in der ungarischen Literatur in dieser Vielfalt nicht gegeben hat, wie Tóth erklärte.

Ihre experimentelle Denk- und Arbeitsweise illustrierte die Autorin zudem mit einem Tagebuch aus gebrauchten Kaffeefiltern, auf die sie mit einer Schreibmaschine Fehler und Schwierigkeiten notierte, die sie mit der deutschen Sprache hat. Später soll daraus eine Textinstallation entstehen.

Schließlich drehte sich das Gespräch verstärkt um das Projekt Mondgesichter, in dem Tóth sich intensiv mit verschiedenen Krankheiten auseinandersetzt. Diese begreift die Autorin nicht zwingend als Makel oder Fehlfunktionen, sondern als Entwicklungsstufen, Prozesse und Variationen des menschlichen Körpers. Die Bearbeitung dieses komplexen, mitunter sensiblen Themas geht die Autorin mit einer für sie typischen Verflechtung aus Text, Sounds und Visualisierungen an. In einer beeindruckenden Performance, unterstützt durch Video-, Text- und Grafikprojektionen sowie einer Loop-Station, gab sie dem Publikum Einblick in das Mondgesichter-Projekt und unterstrich ihren Status als außergewöhnliche Visual-Sound-Poetin und Performerin.

 

In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION – Die Musik: Lutz Hartmann

Nach einem Tag voller junger, neuer und interessanter Literatur wird bei der SUMMER EDITION noch lange nicht Schluss sein. Wir tanzen im und um das Glashaus herum durch die Sommernacht. Mit euch und DJ Lutz Hartmann.

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Lutz Hartmann (Foto: privat)

Lutz Hartmann ist ein Alleskönner an den Turntables. Wenn er nicht gerade mit seiner Band Klinke auf Cinch durch die Gegend tourt oder wilde DJ-Sets mit Carina Posse als Kanapè spielt, weiß er wie kein Zweiter, wie man funky Beats mit derben Bässen vereint. Hartmann ist die Allzweckwaffe für glückliche Gesichter auf dem Dancefloor.

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Lieber Lutz, was magst du am Sommer besonders?

Die Festival-Saison.

Was ist für dich eine gute „Sommerlektüre“ und was der perfekte Soundtrack für die warme Jahreszeit?

Das GROOVE-Magazin und Lovelee Dae von Blaze.

Was darf auf der Sommerreise nach Jena nicht fehlen?

Kaltes Jever.

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„In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION“

Samstag, 9.7.2016 – Glashaus im Paradies (Vor dem Neutor 6), Jena

Beginn: 16:30 Uhr – Eintritt: 3,-/5,-€ (nur Abendkasse)

In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION – Die Preisträger*innen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen 2016

Das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen schreibt Jahr für Jahr einen Literaturwettbewerb aus, an dem sich 16- bis 25-Jährige mit Wohnsitz in Hessen und Thüringen beteiligen können. Bei uns gehört es zur ebenso guten Tradition, die aktuellen Preisträger*innen aus ihren prämierten Texten lesen zu lassen – Stimmen, die uns von nun an begleiten werden. Mit dabei sind:

Manon Hopf, geboren 1990 im Allgäu, studiert an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Ausgezeichnet wurde sie für ihren Text Brombeeren, gemauert.

Lennardt Loß, geboren 1992 in Braunschweig, studiert Germanistik, Kunstgeschichte und Filmwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Schreibt Filmkritiken für die Jenaer Studentenzeitung AKRÜTZEL. Ausgezeichnet wurde er für seinen Text Durchs Fenster.

Elisa Wächtershäuser, geboren 1992 in Butzbach, studierte Medizin in Marburg und lebt jetzt in Fulda. Zuletzt wurde sie u.a. mit dem Hattinger Förderpreis für junge Literatur 2013 ausgezeichnet und hat u.a. am Literaturlabor Wolfenbüttel 2013 und am 17. Klagenfurter Literaturkurs teilgenommen. Kurzgeschichten von ihr erschienen in verschiedenen Anthologien (u.a. in Nagelprobe 30 bis 33). Ausgezeichnet wurde sie für ihren Text Die Tiere schlafen.

Robert Wenzl, geboren 1990 in Pößneck. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker studiert er seit 2014 Geografie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Veröffentlichungen u.a. in HANT – Magazin für Fotografie. Er ist zudem als Musiker tätig und veröffentliche bisher zwei EPs. Ausgezeichnet wurde er für seinen Text einkehr.

Alle Informationen zum Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen finden Sie hier. Die Preisträgertexte können in der jährlich zum Wettbewerb erscheinenden Anthologie Nagelprobe nachgelesen werden.

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„In guter Nachbarschaft – SUMMER EDITION“

Samstag, 9.7.2016 – Glashaus im Paradies (Vor dem Neutor 6), Jena

Beginn: 16:30 Uhr – Eintritt: 3,-/5,-€ (nur Abendkasse)

4.7. – Blaubart & Ginster – Eine Stunde Literatur im Offenen Kanal Jena

Blaubart & Ginster? – Ist das ein Szenelokal für serienmordende Pazifisten? Ein exzentrischer Barbershop? Kann man das rauchen?
So ähnlich: Bei Blaubart & Ginster läuft eine Stunde lang Literatur und Musik auf Radio OKJ. Ralf Schönfelder und Mario Osterland, co-Organisator von „In guter Nachbarschaft“, laden Autoren ins Studio ein, um ihre Texte zu hören, über Bücher und die literarische Szene zu plaudern und die Lieblingsmusik der Gäste zu spielen.

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Mario Osterland und Ralf Schönfelder präsentieren monatlich die Literatursendung „Blaubart & Ginster“ im Radio OKJ.

Von Ungarischem Punkrock bis zu Lambada!
Zu Gast in der Ursendung von Blaubart & Ginster ist die Jenaer Stadtschreiberin Kinga Tóth. Sie liest aus ihren Gedichten über Körper und Maschinen, erklärt, warum Häuserwände die Haut einer Stadt sind und berichtet vom schwierigen Stand der ungarischen Literatur und ihrer Arbeit bei der József Attila Kör in einem Land, das sich politisch radikalisiert.

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Die Sound-Poetin Kinga Tóth ist der erste Gast bei „Blaubart & Ginster“ (Foto: Richard Lutzbauer)

Die erste Sendung läuft am Montag, dem 4. Juli um 15:00 Uhr bei Radio OKJ. Radio OKJ hört Ihr in Jena und Umgebung auf UKW 103,4 MHz und im Kabel auf 107,90 MHz. Außerdem weltweit im Internet als Live-Stream auf http://radio-okj.de/.