FÄLLT AUS —— IN GUTER NACHBARSCHAFT #29 mit Caren Jeß und Oh No Noh

FÄLLT AUS: Die Veranstaltung kann wegen Krankheit leider nicht stattfinden.

Am 18. Juni findet die nächste Veranstaltung von IN GUTER NACHBARSCHAFT in der ACC Galerie Weimar statt.

Zu Gast ist die Autorin Caren Jeß, die ihr neues Theaterstück Die Katze Eleonore vorstellt. Eine Autorin mit »ausgeprägtem Sinn für Komik, der sich überall entzünden kann – an einer rhetorischen Figur, einer Lautmalerei, Spiegelungen von Text und Bild oder einfach der x-ten Wiederholung der gleichen Situation.« (Eva Behrendt über Caren Jeß in theater heute 03/20)

Die Katze Eleonore
Eleonore ist eine Frau. Bis sie eines Tages merkt, dass sie eigentlich eine Katze ist. Weil sie finanziell unabhängig und alleinstehend ist, steht ihrer Umwandlung eigentlich nichts im Weg. Sie lässt sich einen Katzenfellanzug nähen, entmenschlicht sukzessive ihr Ess-, Schlaf- und Sozialverhalten. In Kopfgesprächen mit Dr. Wildbruch, einem Therapeuten, auf den ihr katzenhaftes Verhalten eine große Faszination ausübt, zeigt sich deutlich, dass auch Eleonores Denken zunehmend dem einer Katze gleicht. Ihre Distanzierung von menschlichen Wahrnehmungsformen, die es mit denen einer Katze bei Weitem nicht aufnehmen können, ist so nachvollziehbar beschrieben, dass die Transformation ihres Lebens weitaus mehr als nachvollziehbar klingt. Man könnte sogar sagen, verlockend.
Gleichzeitig bewegt Eleonore sich im Spannungsfeld der Unmöglichkeit, als Mensch tatsächlich eine Katze sein zu können. Die Biologie ist bei aller Anpassung nicht zu überlisten. Trotzdem passt sie sich so weit wie möglich an. Schlussendlich besteht ihr Leben nurmehr aus der Jagd nach Mäusen im Garten und Schlaf, die Reduktion auf Trieb und Instinkt. Wie sich die Sinne dabei erweitern und Gesellschaft absolut nebensächlich wird, davon erzählt der Monolog Eleonores mit einer Sprache, die in ihrer filigran poetischen Genauigkeit dem Wesen einer Katze sehr nah kommt – bei aller Ambivalenz. Denn der Rückzug des Menschen in die absolute Privatheit stellt auch die drängende Frage nach der Verantwortung, die wir im Einzelnen als Teil einer funktionierenden Gesellschaft tragen müssen.

Die Musik für den Abend steuert Oh No Noh bei. Das Projekt von Markus Rom aus Leipzig sucht nach Wohlklang in unkonventionellen musikalischen Settings, obsoleter Technik und alltäglichen Geräuschen. Soundtrack für das Ende eines Planeten, gespielt auf Maschinen, deren einziger Zweck eine unendliche Reparatur ist, so beschreibt die Presse diese Musik, und es stimmt: Oh No Noh’s Live-Setup, ein Arrangement aus elektrischer Gitarre, programmierbaren Robotern und einem Kassettendeck gleicht einem Klanglabor und klingt dennoch nach einem eingängigen Mix aus Indie, Ambient, Minimal Music und Electronica.

Zudem stellt der Thüringer Nachwuchsautor Konstantin Stawenow eigene Texte im Rahmen unserer Offenen Bühne vor.

Samstag, 18. Juni 2022, 19 Uhr, ACC Galerie

Eintritt: 5 Euro | ermäßigt: 3 Euro | Tafelpass: 1 Euro

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Caren Jeß, Foto: Micha Steinwachs

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Caren Jeß, * 1985 in Eckernförde, studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg und Berlin, lebt in Dresden. Für ihre Theaterstücke und literarischen Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet. Sie ist unter anderem Nachwuchsdramatikerin des Jahres in der Kritiker-Umfrage des Jahrbuchs von Theater heute 2020, Gewinnerin des Stückepreises im Rahmen des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises 2020 mit Der Popper und Gewinnerin des taz-Publikumspreises 2018 in der Kategorie Lyrik im Rahmen des open mike Wettbewerbs für junge Literatur.

Konstantin Stawenow (*2003, Erfurt) ist Lyriker und Auszubildender an der Schnitzschule Empfertshausen. Er schreibt Texte für den CVJM Thüringen, Ausschreibungen, das Lyrikkollektiv PARTNERS IN POEM und sein Spiegelbild. Bisherige Veröffentlichungen u.a. in den Anthologien Umbrueche (Verlag Roloff) und #Antikriegslyrik (Trabanten Verlag) sowie in der ’apostrophe #3 und der 6. Ausgabe des absolutzine.

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen und das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen.

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