Vorgestellt: Lea Weiß und Franziska Bergholtz

2020 ist ein Jahr in dem sich einiges geändert hat. Mitten in die Zeit der Pandemie fiel auch ein Wechsel der Projektleitung von IN GUTER NACHBARSCHAFT. Mario Osterland sprach mit Lea Weiß (Jena) und Franziska Bergholtz (Erfurt), die nun an der Seite von Gorch Maltzen die Lesereihe organisieren.

Liebe Franzi, liebe Lea, willkommen an Bord von IN GUTER NACHBARSCHAFT. Wisst ihr noch wie der Kontakt zu Gorch Maltzen zustande kam?

Franzi: Den Kontakt zu Gorch habe ich über Lea bekommen. Lea und ich waren beide in der Schreibwerkstatt „Poesie & Praxis“ mit Peter Neumann und Nancy Hünger und haben uns auf Anhieb ziemlich gut verstanden. Letzten Sommer hat sie mich gefragt, ob ich Interesse hätte, bei „In guter Nachbarschaft“ mitzumachen und den Kontakt zu Gorch hergestellt. Ich hatte in Ulm schon ein paar kleinere Literaturveranstaltungen organisiert und hatte große Lust, das in Thüringen ausdauernder und professioneller zu machen. Nachdem ich Gorch getroffen und wir uns auch gut verstanden hatten, war relativ schnell klar, dass wir als Team gut funktionieren. Ich freue mich sehr, dabei zu sein!

Lea: Genau, Gorch hat mir, das müsste so Mitte letzten Jahres gewesen sein, auf Facebook geschrieben und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei „In guter Nachbarschaft“ mitzumachen. Ich war dann noch für ein Auslandssemester in Finnland, sodass wir uns erst im Winter zum ersten Mal zusammengesetzt haben. Da wussten wir auch noch gar nicht, dass die Lesereihe bald erst einmal digital stattfinden würde!

Hattet ihr zuvor eigentlich schon mal von der Lesereihe gehört? Wie nehmt ihr die Literaturszene in Thüringen im Allgemeinen wahr?

Lea: Der Name war mir auf jeden Fall ein Begriff, ich kannte auch die Webseite – war aber tatsächlich vorher noch nie bei einer der Lesungen! Das ist bei Franzi glaube ich auch so, weshalb es ganz lustig war, als wir gemeinsam nach Leipzig gefahren sind zum Treffen der unabhängigen Lesereihen und dort „In guter Nachbarschaft“ vertreten haben, die wir so noch gar nicht selbst erlebt hatten.

Franzi: Ich glaube, ich hatte schon über „In guter Nachbarschaft“ gelesen, aber ich wusste nicht viel über die Lesereihe und ich war auch vorher noch nie da. In Thüringen war ich allgemein noch nicht auf vielen literarischen Veranstaltungen. Ich glaube, wie überall wo ich bisher gelebt habe, sind es einige wenige, die sich sehr viel Mühe geben, ein vielfältiges Angebot zu organisieren und die Thüringer Literaturszene möglichst aktiv zu gestalten. Allerdings kann ich da auch nur für meinen recht oberflächlichen Eindruck der Städtekette sprechen.

Lea: Da würde ich mich anschließen! Ich habe das Gefühl, es gibt eine kleine, aber sehr aktive und gut vernetzte Literaturszene, man kennt sich gegenseitig und es wird viel veranstaltet. Ich denke da vor allem an die Literarische Gesellschaft Thüringen und den Lesezeichen e.V. Vor allem gibt es einiges an Förderung für junge Schreibende, Schreibwerkstätten aber auch Ausschreibungen wie das Junge Literaturforum oder den Eobanus-Hessus-Wettbewerb.

Ihr seid beide aus den „alten Bundesländern“ zum studieren nach Thüringen gekommen. Welche Unterschiede v.a. im Hinblick auf die kulturelle Szene waren für euch auffällig?

Lea: Das ist schwierig. In NRW leben natürlich viel mehr Menschen, in den Großstädten gibt es meist eigene Literaturhäuser und -büros, über die viel organisiert wird. Ich komme aus Bonn, und mein Gefühl ist, dass es dort eher Einzelveranstaltungen gibt, die zum Teil auch an die Uni angebunden sind, als eine wirklich vernetzte Literaturszene. Spontan würde ich sagen: Hier sind die Veranstaltungen vielleicht etwas kleiner, das Angebot überschaubarer, dadurch aber auch näher und leichter zugänglich.

Franzi: Ich bin in München aufgewachsen und habe dann ein Jahr in Ulm gelebt bevor ich nach Erfurt gezogen bin. Ich denke der Unterschied von Erfurt/Weimar/Jena zu München ist einfach der zwischen Groß- und Kleinstadt. In Ulm bin ich dagegen ziemlich schnell in das Herz der literarischen und kulturellen Szene gerutscht und habe viel mitbekommen, was ich jetzt vielleicht noch verpasse. Allgemein kommt mir die Szene der Kulturschaffenden in Thüringen auf jeden Fall jünger vor. Ich habe das Gefühl, dass es weniger etablierte Institutionen gibt und stattdessen viele junge Menschen, die Bock haben, etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich jetzt Studentin bin und Kontakt zu diesen jungen Menschen habe.

Lea, du hast in diesem und im letzten Jahr jeweils einen der Hauptpreise beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen gewonnen. Das Literaturforum versteht sich als Förderer und Türöffner für junge Schreibende. Was bedeutet das für dich bzw. wie nimmst du das wahr?

Lea: Ich nehme es auf jeden Fall als „Türöffner“ wahr. Einerseits, weil man natürlich aus dem eigenen Raum heraustritt und andere Leute trifft, gemeinsam deren Texte liest und bespricht… das fand ich sehr schön. Auch, weil Schreiben an sich ja eine eher „einsame“ Tätigkeit ist, und die Möglichkeit zum Austausch dann wirklich wertvoll. Andererseits, weil neue Kontakte entstehen, etwa zu den Thüringer Literaturtagen auf Burg Ranis. Und Gorch ist damals glaube ich auch wegen des Literaturforums auf mich zugekommen!

Franzi, du hast bereits im letzten Jahr mit dem Gedichtband Kolumbianischer Winter debütiert. Welche Förderungen hast du auf dem Weg zum ersten Buch erfahren?

Franzi: Die Veröffentlichung von Kolumbianischer Winter war ein ziemlicher Glücksfall. Ich habe nach dem Abi ein Jahr in Ulm gewohnt und am Aicher-Scholl-Kolleg eine Art „Orientierungsstudium“ absolviert, wobei ich einfach verschiedene Seminare besuchen und mich ausprobieren konnte. Unter anderem waren da auch das Literaturseminar bei Rasmus Schöll und das Seminar für Kreatives Schreiben bei Florian Arnold. Es hat sich bald herausgestellt, dass unser Jahrgang Lust auf literarische Veranstaltungen hatte. Wir haben im Rahmen des Schreibseminars einige ziemlich coole, junge Literaturabende in Rasmus‘ Buchhandlung Aegis veranstaltet. Irgendwann im Frühjahr 2018 kamen Rasmus und Florian auf mich zu und haben gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in ihrem Verlag Topalian & Milani einen Gedichtband zu veröffentlichen. Ich habe also vor allem ideelle Unterstützung von Rasmus und Florian erhalten, aber das zunächst unabhängig von Kolumbianischer Winter. Das kam erst später.

Mit zwei Organisator:innen in Erfurt und einer Organisatorin in Jena ist im Team von IN GUTER NACHBARSCHAFT wieder eine ähnliche Konstellation eingetreten, wie es sie schon einmal gab, als mit Peter Neumann, Julia Hauck und mir die Städte Weimar, Jena und Erfurt je einmal vertreten waren. Wir haben die Lesereihe damals auch abwechselnd in den drei Städten stattfinden lassen. Wie werdet ihr das in Zukunft machen, sobald wieder richtige Live-Veranstaltungen möglich sind?

Franzi: Bis jetzt sind wir noch gar nicht dazu gekommen, viele konkrete Pläne für die Zukunft zu machen, weil Corona dazwischen kam. Tatsächlich haben wir uns außerhalb von Skype noch nie zu dritt getroffen. Aber ich denke unser Ziel ist es schon, möglichst alle drei Städte zu bespielen und damit einerseits ein breites Publikum abzuholen und andererseits dem Namen „In guter Nachbarschaft“ gerecht zu werden. Erfurt, Weimar und Jena bieten sich da ja schon sehr gut an. Und wer weiß, welche Orte sich in Zukunft noch finden.

Lea: Ich denke, es bietet sich auf jeden Fall an, sich erst einmal auf die drei Städte zu konzentrieren. Da bestehen natürlich auch schon Kontakte zu den Veranstaltungsorten, auf die wir zurückgreifen können, und wir kennen uns aus! Wir haben auch schon mit dem Gedanken gespielt, vielleicht mal in eine kleinere Stadt in Thüringen zu gehen, wo es vielleicht noch nicht so viel Angebot gibt… mal schauen, unsere erste Live-Veranstaltung steht ja noch aus!

Seid ihr vor der Coronazeit viel auf der Städtekette unterwegs gewesen, um in der jeweils anderen Stadt Konzerte, Lesungen usw. zu besuchen oder andere Kulturschaffende zu sehen?

Franzi: Tatsächlich war ich bisher immer nur in Weimar und Jena, um kulturelle Events zu besuchen. Schreibwerkstatt, Lesungen, Konzerte, Kunstaustellungen – ich glaube, ich habe die Städte noch nie einfach so besucht. Teilweise habe ich sie noch nicht einmal richtig bei Tag gesehen. Ich dachte immer, wie praktisch, ich kann kostenlos und ohne viel Zeitaufwand noch in zwei anderen schönen Städten leben, aber irgendwie hat ein Ausflug sich bisher noch nie ergeben.

Lea: Das ist bei mir ähnlich – ich muss gestehen, dass ich eher selten aus Jena herauskomme! Ich bin hin und wieder in Weimar, war dort auch mal im Theater, in Erfurt auf einem Konzert – aber das ist auf jeden Fall eher selten. Schade, dass man momentan die Zeit nicht nutzen kann, um da mehr zu entdecken. Ich würde zum Beispiel gern mal in die ACC Galerie in Weimar, wo ja „In guter Nachbarschaft“ auch schon stattgefunden hat.

Die erste Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT unter eurer Mitarbeit wird als Radiosendung bzw. Podcast ausgestrahlt. Was wird die Hörer:innen erwarten?

Lea: Der Versuch, einen Abend mit „In guter Nachbarschaft“ als Hörfassung nachzustellen! Wir haben die eingeladenen Künstlerinnen gebeten, uns Tonspuren zu schicken, ein Interview über Skype geführt, im Tonstudio die Moderation eingesprochen…

Franzi: … wir waren alle ein bisschen nervös bei dem Gedanken daran, die nächste Lesung als Sendung zu gestalten, weil niemand von uns dreien Erfahrung damit hatte. Aber es hat wirklich Spaß gemacht, die Sendung vorzubereiten und aufzunehmen und sie ist meiner Meinung nach richtig schön geworden. Was euch erwartet sind tolle Lesungen von Helene Bukowski und Lea Weiß, einmal mit Helenes Romanauszug und einmal mit Leas feinen Gedichten. Mit Helene haben wir außerdem ein spannendes Gespräch zu ihrem Debüt Milchzähne geführt. Zwischendurch gibt es schöne musikalische Untermalung von der Musikerin Sofie Thon. Und als kleines Special, das wir nur in dieser Form überhaupt mitnehmen konnten, gibt es ein witziges Kurzhörspiel von Vivien Schütz. Was euch also erwartet ist etwas zum Mitfiebern und Mitlachen, aber auch zum Träumen und einfach mal abschalten. Hört gerne hin!

Alle Infos gibt es auch noch einmal gebündelt hier auf der Website. Vielen Dank euch beiden für eure Antworten und viel Spaß in Zukunft mit IN GUTER NACHBARSCHAFT!

Frage für einen Freund #1

Unser (ehemaliger) Nachbar Mario Osterland startet in diesem Jahr ein neues liteararisches Veranstaltungsformat in Kooperation mit dem Kunsthaus Erfurt. Bei Frage für einen Freund steht nicht die Autor*innenlesung im Mittelpunkt, sondern das Werkstattgespräch an dem sich das Publikum gleichberechtig mit dem Moderator und dem jeweils eingeladenen Gast beteiligen kann.

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Weitere Infos gibt es hier.

„Auch Zeitungsbeiträge können Spannungskurven haben, einen Handlungsrahmen und eine Pointe.“

Am 17. Mai findet die 21. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT in Weimar statt. Neben Deniz Ohde und Sina Stolp wird dann auch Kathleen Kröger aus ihren Texten vorlesen. Wir stellen die Erfurter Autorin und Zeitungsredakteurin in einem Kurzinterview vor.

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Kathleen Kröger (Foto: Sippel)

Liebe Kathleen, du bist Redakteurin für das Magazin hEFt für literatur, stadt und alltag in Erfurt. Wie würdest du die Arbeit in eurem Magazin beschreiben?

Wir arbeiten als Redaktion immer im Team und treffen die Entscheidungen rund um die Inhalte des hEFts in der Gemeinschaft. Das Schöne daran ist, dass jeder seine Themengebiete einbringen kann, und wir darauf hin arbeiten, dass auch in der bunten Mischung von Kulturpolitik, Gesellschaft und auch Sport eine gewisse Linie fortgesetzt wird, in der es um Soziokultur geht. Dabei schneiden wir politisch-relevante Themen an, die vor allem Erfurt und die hiesige Kulturpolitik Thüringens betreffen. Aber auch satirische Elemente finden sich immer wieder. Die Mischung macht’s. Hinzu kommt die Arbeit am Literaturteil, der uns auch von anderen Magazinen unterscheidet. Hier redigieren wir die Texte, wählen aus, was oft nicht sehr leicht ist.

Neben deinen Texten für das hEFt, schreibst du für die Thüringer Allgemeine und die Mitteldeutsche Zeitung. Wie findest du deine Themen?

Die Themen für die Texte greife ich immer aus meinem Alltag, indem ich mich über mein eigenes Scheitern lustig mache. Sei es, dass bei mir keine Grünpflanze überlebt, ich Aggressionen habe, wenn mir die Jacke dauernd vom Garderobenhaken fällt oder dass mich Feiertage komplett aus meinem Wochenrhythmus werfen. Die Themen für die Artikel begegnen mir in letzter Zeit tatsächlich eher zufällig. Als freie Mitarbeiterin bin ich ja weniger im Tagesgeschäft der Zeitung involviert, sondern stoße eher spontan auf Menschen, die Außergewöhnliches tun oder Kunstausstellungen, die bisher (vielleicht zu wenig) Aufmerksamkeit bekommen haben. Da sind auch die Kontakte zu den Kommilitonen sehr wichtig, die in den jeweiligen Szenen sehr gut vernetzt sind.

Siehst du dein Schreiben eher als journalistisch oder literarisch an?

Das ist eine schwierige Frage. Im Nachrichtengeschehen muss der Stil natürlich zwingend neutral sein. In anderen Beiträgen ist da schon mehr Spielraum. Da würde ich den Begriff „journalistisch“ nicht losgelöst vom Literarischen sehen. Auch Zeitungsbeiträge, die ja im Grunde genommen, Gebrauchstexte sind, können Spannungskurven haben, einen Handlungsrahmen und eine Pointe. Nur wie stark diese Seite herausgekehrt wird, ist entscheidend. Nicht umsonst gibt es die Gattung „literarischer Journalismus“, auch wenn diese scheinbar seltener öffentlich präsentiert wird.

Würdest du deine Texte als Essays bezeichnen?

Die Texte für das hEFt haben auf jeden Fall essayistische Züge. Hier kommt es für mich ganz individuell darauf an, ein Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten, etwas zur Diskussion zu stellen, ein oder verschiedene Meinungsbilder thesenartig abzugeben.

Hast du journalistische oder literarische Vorbilder oder solche die zwischen diesen Bereichen schreiben?

Das Wort Vorbild finde ich etwas hochgegriffen, aber ich schätze die Texte von Egon Erwin Kisch und Jan Neruda. Nicht nur wegen ihres Stils und ihrer Unterhaltsamkeit, sondern auch für den Spiegel der Zeit, den sie abgeben. In Literatur hänge ich dann eher an Horst Evers oder Wilhelm Genazino, die ihre Alltagsminiaturen so amüsant machen, dass ich beim Lesen zuerst laut loslache (auch mitten in der Straßenbahn) und mir danach sage, dass alles, was ich selbst schreiben würde, niemals diese Qualität erreichen wird. Also würde ich bei beiden letzteren schon eher von Vorbildern sprechen.

Alltagsminiaturen wäre ein sehr guter Begriff um deine Texte zu beschreiben. Könntest du einen kurzen Einblick gewähren in die zukünftigen Veranstaltungen des Kulturhauses Dacheröden für das du in der Pressearbeit tätig bist?

Da wird sich in den nächsten Wochen noch Einiges tun. Die Frühlingslese bringt verschiedene Lesungen mit sich. In dieser Woche startet die Veranstaltungsreihe „Film im Salon“, in der Literaturverfilmungen gezeigt werden, ganz aktuell hat Rudolf Escher eine Ausstellung seiner Druckgraphiken bei uns im Haus und Ende Mai freuen wir uns auf den Autoren Anselm Oelze. Veranstaltungen wie die Frechen Fragen an Chefärzte, in Zusammenarbeit mit der Zentralklinik Bad Berka und die Philosophischen und Politischen Salons warten mit interessanten Themen auf viele Besucher und Gäste.

In diesem Sinne: Hoffen wir, dass die nächste Ausgabe In guter Nachbarschaft am kommenden Freitag ebenso interessant wird. Vielen Dank für deine Antworten!

Ich bin schon gespannt und ein bisschen aufgeregt.

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IN GUTER NACHBARSCHAFT #21

Lesung, Gespräch, Musik mit Deniz Ohde, Sina Stolp, Kathleen Kröger und Tommy Neuwirth

17. Mai 2019 – 19:30 Uhr

ACC Galerie Weimar (Burgplatz 1-2, 99423 Weimar)

Eintritt: 5,-€ / ermäßigt 3,-€ (nur Abendkasse)

Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #20

Am 11. April 2019 fand im Franz Mehlhose in Erfurt IN GUTER NACHBARSCHAFT bereits zum 20. Mal statt. Die Leipziger Autorin Isabelle Lehn las dabei aus ihrem aktuellen Roman „Frühlingserwachen“ und sprach mit Moderator Mario Osterland über die Entstehung des Romans, dem Verhältnis von Fakt und Fiktion, sowie gesellschaftliche Tabuisierungen.

Außerdem überzeugten mit ihren teilweise noch unveröffentlichten Texten die Autorinnen Antje Lampe und Sandra Blume. Musikalisch begleitet, gerahmt und wunderbar untermalt wurde der Abend von yanzzon, der nicht nur mit seinem Gitarrenspiel, sondern auch am E-Piano überzeugte.

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Herzlichen Dank an alle Beteiligten Künstler*innen, Förder*innen und Freund*innen! (Alle Fotos © Anne Osterland)

Die nächste Ausgabe IN GUTER NACHBARSCHAFT gibt es am 17. Mai 2019 in der ACC Galerie in Weimar. Dann mit Deniz Ohde, Tommy Neuwirth u.a. Weitere Infos folgen in Kürze hier.

„Thüringen ist mit tollen Autoren gesegnet und der Freistaat schätzt dieses Potential auch.“

Am 11. April kehrt „In guter Nachbarschaft“ einmal mehr ins Franz Mehlhose nach Erfurt zurück. Dann wird neben Isabelle Lehn und Antje Lampe auch Sandra Blume aus ihren Texten lesen. Wir stellen die Autorin aus Marksuhl im Kurzinterview vor. Ihre Website mit zahlreichen Gedichten und Fotos ist hier zu finden.

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Sandra Blume hat Geschichte, Kulturwissenschaften und Journalistik studiert. Sie arbeitet seit 2005 als freie Texterin, PR-Beraterin und Theaterdramaturgin. Seit 2013 ist sie Pressesprecherin des Wartburgkreises in Thüringen. Im August 2018 erschien der Wandkalender „Beginnende Tage“ mit Texten und Fotografien der Autorin beim Thüringer Landstreicher Verlag. (Foto: Yvonne Bartsch)

Liebe Sandra, auf deiner Website gibst du die Selbstauskunft „[Die] Dichterin lebt mit ihrer kleinen Tochter in einem kleinen Haus auf einem kleinen Hof im Thüringer Wald.“ Das klingt nach einem recht idyllischen Leben.

In gewisser Weise ist das natürlich idyllisch. Ich brauche es ruhig und grün und mit eher weniger Menschen. Ich bin sehr nah an der Natur und registriere die kleinsten Veränderungen im Wechsel der Jahreszeiten, selbst im Licht des Tages. Das brauche ich sehr – wobei ich auch Momente der Ruhe finden muss, das aufzunehmen und vor allem schreibend umzusetzen. Leben im ländlichen Idyll bedeutet nämlich auch: viel Arbeit in Haus und Garten. Obwohl ich durchaus sehr gern in der Erde rumwühle, Blumen pflanze oder Steine schleppe.

Wie nimmst du das literarische Leben oder das Literaturland Thüringen von außerhalb der größeren Städte wahr?

Ich bin dankbar, dass es facebook gibt. Ich habe mich hierüber mit anderen, die schreiben und veröffentlichen vernetzt. Mit Autoren, Verlagen, Initiativen und Einrichtungen. Das ist ungemein bereichernd. Das literarische Leben in den größeren Städten kam mir immer ein wenig elitär vor und ich habe mich als die „Provinzdichterin“, als die ich mich lange empfunden habe, ein bisschen davor versteckt. Unterdessen verbinden mich doch eine Reihe von literarischen Freundschaften mit „Stadtkollegen“. Ich finde, Thüringen ist mit tollen Autoren gesegnet und in meiner Wahrnehmung schätzt der Freistaat dieses Potential auch.

Dein Schreiben folgt einem recht sensitiven, im Grunde romantischen Ansatz. Woher kommt das deiner Meinung nach?

Ich bin ein sehr sensitiver oder noch besser: sehr sinnlicher Mensch. Ich bin wie ein Schwamm, der die kleinsten Details aufsaugt. Und dann kommt das Gefühl dazu und irgendwann später (oder auch gar nicht ;-)) setzt der Verstand ein. Und ja, ich bin romantisch. Ich finde das Leben tatsächlich schön und ich halte mich vorzugsweise an das Schöne.

Sind dir als Dichterin die Klassiker*innen und Romantiker*innen etwas näher, als z.B. zeitgenössische Lyriker*innen?

Nein überhaupt nicht. Ich mag natürlich Rilke – das war meine erste Lyrikliebe und ich mag noch heute diese starken, singenden Gedichte. Meine literarischen Wurzeln liegen aber eher bei Hilde Domin und vor allem bei Eva Strittmatter, deren bodenständige, treffsichere Texte mir viel bedeuten. Ich lese viel zeitgenössische Lyrik und gehe auch gern zu Lesungen in die größeren Städte, wenn ich irgendwie dafür Zeit finde.

Du teilst deine Gedichte bisher vor allem online und häufig in Verbindung mit Naturfotografien. Welchen Stellenwert hat diese zweite Kunst für dich bzw. die Verbindung von Bild und Text?

Die Sache mit den Fotos ist eigentlich nur ein Mittel zum Zweck gewesen, weil ich meine Texte in den Sozialen Medien bebildern musste. Ich bin keine wirklich leidenschaftliche Fotografin und von der Technik habe ich fast gar keine Ahnung. Aber mir haben viele gestandene Fotografen gesagt, dass ich einen ungewöhnlichen Blick für den richtigen Moment hätte. Ich habe zum Fotografieren noch weniger Zeit als zum Schreiben. Auf dem Weg zur Arbeit kurz anhalten, in zwei Minuten festhalten, was mich zum Anhalten gebracht hat und dann weiter eilen, weil das Kind im Auto zur Schule muss und schon die Augen verdreht. Ich mag allerdings diese Verbindung, die ich dann schaffen kann – zwischen Fotos und Texten. Manchmal entsteht beides im gleichen Moment, oft illustriert sich so ein Text dann später wie von selbst mit dem richtigen Foto.

Vielen Dank für deine Antworten. Wir freuen uns auf deine Lesung in Erfurt!

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IN GUTER NACHBARSCHAFT #20

Lesung, Gespräch, Musik mit Isabelle Lehn, Sandra Blume, Antje Lampe und yanzzon

11. April 2019 – 19:30 Uhr

Franz Mehlhose (Löberstr. 12, 99089 Erfurt)

Eintritt: 5,- € / ermäßigt 3,- € (nur Abendkasse)

„Meine Freundin hat lange gedacht, ich hätte das Wort Lampenfieber erfunden.“

Am 11. April kehrt „In guter Nachbarschaft“ einmal mehr ins Franz Mehlhose nach Erfurt zurück. Diesmal ist auch die Erfurter Autorin Antje Lampe mit dabei. Und das nicht zum ersten Mal. Ein willkommener Anlass für ein kleines Interview.

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Antje Lampe, Jahrgang 1989, geboren und aufgewachsen in einer Kleinstadt in Brandenburg, inzwischen Erfurterin aus Gelegenheit. Eobanus-Hessus-Preisträgerin 2018. Als Gründungsmitglied der Aktionsgruppe Eskapismus liest sie regelmäßig Texte auf eigenen oder fremden Bühnen vor. (Foto: Krajamine)

Als „In guter Nachbarschaft“ zum ersten Mal in Erfurt gastierte, warst du mit dabei. Wie hast du den Abend in Erinnerung?

„In guter Nachbarschaft“ war nach dem KoCOLORes und der Spätlese erst die dritte öffentliche Lesung, bei der ich in Erfurt mitgemacht habe. Mit Franz Mehlhose waren wir in einer meiner Lieblingslokale, aber ich muss zugeben, dass ich riesiges Lampenfieber hatte. Meine spanischsprachige Freundin Silvia hat übrigens lange gedacht, ich hätte das Wort „Lampenfieber“ erfunden.

Zweieinhalb Jahre sind seither vergangen. Was ist in der Zwischenzeit bei dir passiert?

Es ist auf jeden Fall einiges an Leseerfahrung dazu gekommen. Ich war viel mit der Aktionsgruppe Eskapismus unterwegs und habe mit meinen Literatur-Kumpanen Freddy und Fuchstraum an ganz verschiedenen Orten in Thüringen und anderswo gelesen. Im Herbst 2017 haben wir dann auch unseren „Wortwald“ herausgebracht, eine Anthologie mit Texten von mitteldeutschen Autor*innen und wunderbaren Illustrationen von Krajamine. Außerdem arbeite ich inzwischen an einem Roman.

Welche Themen oder Genres interessieren dich derzeit bzgl. deiner schriftstellerischen Arbeit hauptsächlich?

Zur Zeit beschäftige ich mich viel mit dem „Coming of Age“-Thema. Das Heranwachsen mit seinen kleinen, einschneidenden Moment, kaum sichtbar vielleicht, aber umso stärker für die Protagonisten spürbar – das sind Momente, von denen ich erzählen will. Das ist auch die Grundlage für den Roman, den ich zu schreiben versuche.

Du bist eines der drei Mitglieder der „Aktionsgruppe Eskapismus“. Was genau macht ihr da?

Ganz einfach: schreiben, lesen und über das Leben und die Welt sprechen. Letzteres aber nicht immer mit Publikum. Dem bringen wir dafür manchmal Schnaps mit. Das ist ja auch was.
In seriös bedeutet das: Wir sind eine Autorengruppe, die auf gemeinsamen Veranstaltungen eigene Texte vorliest und dazu gern auch andere Autor*innen einlädt. Ich wäre früher gern Teil einer Band geworden, aber mein musikalisches Talent ist nicht ganz so ausgeprägt. Im Grunde ist die Aktionsgruppe Eskapismus eine literarische Band.

Von jungen Autor*innen wird immer mal wieder mehr Beteiligung am politischen Diskurs gefordert. Ist es da als statement zu verstehen, dass ihr euch das Wort Eskapismus auf die Fahne schreibt?

Im Gegenteil, die Aktion ist das Statement. Autor*innen und Leser*innen wird gern vorgeworfen, dass sie eine Art Weltflucht begehen würden. Dem setzen wir die Aktion entgegen. Wir wollen nicht nur in unseren eigenen Zimmern hocken, auf Bildschirme schauen und uns in unseren selbst erschaffenen Welten verlieren – wir kommen auch sehr gern aus unseren Schreibhöhlen heraus und fordern zur Aktion auf. Es ist zwar ein Oxymoron, aber für uns passt Aktionsgruppe sehr gut mit Eskapismus zusammen.

Worauf können wir uns bei deiner Lesung am 11.4. freuen?

Auf eine Gruppe von Freunden, die sich als Ziel für eine private Abifahrt einen spießigen Ferienpark ausgesucht haben und dort zwischen Vorzeigefamilien und Frühstücksbuffet mit ihren persönlichen, kleinen Tragödien klar kommen müssen.

Darauf freuen wir uns, liebe Antje. Vielen Dank für deine Antworten.

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IN GUTER NACHBARSCHAFT #20

Lesung, Gespräch, Musik mit Isabelle Lehn, Sandra Blume, Antje Lampe und yanzzon

11. April 2019 – 19:30 Uhr

Franz Mehlhose (Löberstr. 12, 99089 Erfurt)

Eintritt: 5,- € / ermäßigt 3,- € (nur Abendkasse)

 

11.4. – Erfurt – IN GUTER NACHBARSCHAFT #20

Zum 20. Mal IN GUTER NACHBARSCHAFT – wir feiern natürlich mit Literatur und Musik! Zu Gast ist diesmal die Leipziger Autorin Isabelle Lehn, die in Lesung und Gespräch ihr neues Buch Frühlingserwachen vorstellen wird. Außerdem lesen Sandra Blume (Eisenach) und Antje Lampe (Erfurt) aus ihren noch unveröffentlichten Texten.

Musik gibt es diesmal vom Erfurter Singer/Songwriter yannzon.

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am 11. April 2019 — um 19:30 Uhr

im Kulturcafé Franz Mehlhose (Löberstr. 12, 99084 Erfurt)

Eintritt: 5,-€ (ermäßigt 3,-€)

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Isabelle Lehn, geb. 1979 in Bonn, lebt heute in Leipzig und führt auf den ersten Blick ein erfolgreiches Leben: promovierte Rhetorikerin, Autorin des mehrfach ausgezeichneten Debütromans »Binde zwei Vögel zusammen«, Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Alles andere ist Auslegungssache.

Sandra Blume hat Geschichte, Kulturwissenschaften und Journalistik studiert. Sie arbeitet seit 2005 als freie Texterin, PR-Beraterin und Theaterdramaturgin. Seit 2013 ist sie Pressesprecherin des Wartburgkreises in Thüringen. Im August 2018 erschien der Wandkalender „Beginnende Tage“ mit Texten und Fotografien der Autorin beim Thüringer Landstreicher Verlag. Im Internet sind ihre Texte und Fotos unter www.herzhuepfen.com zu finden.

Antje Lampe, Jahrgang 1989, geboren und aufgewachsen in einer Kleinstadt in Brandenburg, inzwischen Erfurterin aus Gelegenheit. Studium der Kommunikations- und Sprachwissenschaften. Eobanus-Hessus-Preisträgerin 2018. Als Gründungsmitglied der Aktionsgruppe Eskapismus liest sie regelmäßig Texte auf eigenen oder fremden Bühnen vor.

yanzzon ist ein Singer/Songwriter aus Erfurt, der mit Piano und Gitarre stimmungsvolle Klangwelten erschafft und seine selbst komponierten Songs wie Filmmusiken erklingen lässt. Seine Texte verbinden Traumbilder mit Autobiographischem, Improvisation und Experimentierfreude sind wesentliche Elemente seiner Liveauftritte. www.yanzzon.de

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen.

Außerdem sind wir Teil der Initiative Unabhängige Lesereihen.

Rückschau: In guter Nachbarschaft #18

Die 18. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT ist leider Geschichte, aber es war ein Abend, der uns und unserem Publikum noch lange angenehm in Erinnerung bleiben wird. Die österreichischen Autoren Robert Prosser und Niklas L. Niskate gaben sich am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag ihres gelobten Heimatlandes, die Ehre und performten live aus ihren Texten.

Eröffnet wurde der Abend dem Anlass gemäß mit einem poetischen Lobpreis auf die Alpenrepublik, bevor Robert Prosser die Bühne enterte und den Beginn seines 2017 erschienenen Romans Phantome (Ullstein Verlag) freisprechend in einer energiegeladenen Rezitation darbot. Sowohl von der Bühne herab als auch im Zuschauerraum umherschreitend, zog Prosser das Publikum in den Bann der Erzählung, in der die Zuhörer einem jungen Kriegsflüchtling aus Bosnien buchstäblich durch den Wiener Untergrund der Graffitiszene folgen.

Anschließend präsentierte Niklas L. Niskate, unterstützt von einer Loopstation, brandneue Lyrik aus seinem am Tag der Veranstaltung druckfrisch erschienenen Buch Entwicklung der Knoten (edition mosaik). Dabei baute er zunächst Schicht für Schicht und Stimme für Stimme einen Klangteppich aus Klopfgeräuschen und Beatbox-Elementen auf, bevor er den eigentlichen Gedichttext auf diesen Teppich gebettet vortrug bzw. in den Klang einwob. Das Publikum konnte so live den Entstehungsprozess der Stücke mitverfolgen, die die Grenzen zwischen Worten, Lauten und Klängen, schließlich sogar zwischen Literatur und Musik verwischen und Neues entstehen lassen.

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Im Autorengespräch gaben Prosser und Niskate Einblicke in ihre jeweiligen Schreibprozesse und erläuterten, warum ihre Darbietungen sich von der klassischen Literaturlesung entfernen. Gemein ist beiden, dass sie durch den Vortrag dem Text eine adäquate Präsentation und zusätzliche Sinnebenen geben.

Abschließend standen Prosser und Niskate erstmals und exklusiv für diesen Abend gemeinsam auf der Bühne und trugen von Lyrik in Prosa, von Prosa in Lyrik übersetzte Texte des jeweils anderen vor. Zusätzlich performten die Autoren Rücken an Rücken einen kraftvollen Text als Resultat einer fruchtbaren Zusammenarbeit im oberösterreichischen Almtal, „dem eigentlichen Tirol“, wie Prosser dem Publikum versicherte.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Zuschauer*innen, bei Niklas L. Niskate und Robert Prosser, beim Team von FRANZ MEHLHOSE, der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. und der Thüringer Staatskanzlei für die freundliche Unterstützung.

(Fotos: Anne Osterland)

http://www.robertprosser.at/

https://niskate.com/

26.10. – Erfurt – IN GUTER NACHBARSCHAFT #18

Liebe Freund*innen, am 26. Oktober kehren wir endlich wieder zurück nach Erfurt und beenden damit unsere lange Sommerpause. Im Franz Mehlhose erwartet euch ein einzigartiger Literaturabend. Der Tiroler Autor Robert Prosser trägt in einer einzigartigen Leseperformance frei(!) aus seinem Roman Phantome (nominiert für den Deutschen Buchpreis 2017) vor. Niklas L. Niskate, in Oberösterreich lebend, performt seine Texte ebenfalls frei, mithilfe von Loops und elektronischen Effekten entsteht Soundpoesie vom Feinsten. Beide Künstler stellen zudem eine gemeinsame Performance vor, die sie eigens für diesen Abend erarbeitet haben. Prosa, die Lyrik, Lyrik, die Prosa wird. Eine außergewöhnliche Performance-Kollaboration!

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Freitag, 26.10.2018 – 20 Uhr

Franz Mehlhose (Löberstr. 12, 99084 Erfurt)

Eintritt: 5,-/erm. 3,-€ (nur Abendkasse, Ticketreservierung unter inguternachbarschaft [at] gmx.de)

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NIKLAS L. NISKATE wuchs als Kaninchen unter Dodos auf. In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts ging er in der Wortschmiede des Bergarbeiterschaft Nordsüdinnung in die Leere. Es folgten nach Intermezzi bei den Neandertalern in den 1630erJahren Auftritte als Sprachspucker im wandernden Androidentheater, das sich allerdings nicht lange am Leben halten konnte. Bei einem später folgenden freien Wettbewerb im Wortwerfen wurde er mit zwei Dutzend Kronkorkenorden ausgezeichnet, die er fortan, an sich befestigt zu Schau stellen sollte. Derart traumatisiert ergriff er die Flucht und begann unverzüglich mit der Untertunnelung des Ozeans. Ende des 19. Jahrhunderts tauchte er wieder auf, im Lesesaal der Universität Fort Hare, wo er 1910 als erstes Kaninchen weltweit den Hochschulabschluss in Innenarchitektur, Tunnelbau und Projektionsfelderwirtschaft absolvierte. Auf diese Art akademisch verwahrlost, kratzte er in den Folgejahren Erdgedichte aus Tunnelwänden und brachte sie zu einem nahegelegenen Gunstmarkt.
Seitdem entstanden freie Kooperationen mit so namhaften Größen wie dem Zufall. Zahlreiche Veröffentlichungen, Preise, Auszeichnungen, Lobhudeleien und Gunstbezeugungen innerhalb der berüchtigten Literaturgruppe Spiegelkabinett, deren einziges Mitglied er darstellt. https://niskate.com/

ROBERT PROSSER, geboren 1983 in Alpbach/Tirol, lebt dort und in Wien. Studium der Komparatistik und Kultur- und Sozialanthropologie, Aufenthalte in Asien, in der arabischen Welt und in England. Er tritt mit Performances auf, ist Mitbegründer von Babelsprech zur internationalen Förderung junger Poesie und konzipiert im Literaturhaus Wien die Lesungsreihe Kombo Kosmopolit. Er veröffentlichte u.a. den Roman Geister und Tattoos (Klever, 2013), sowie als Mitherausgeber Lyrik von Jetzt 3 (Wallstein, 2015). Im August 2017 erschien bei Ullstein fünf der Roman Phantome.
Einige Auszeichnungen, u.a.: Österreichisches Projektstipendium für Literatur 2018/2019, Longlist Deutscher Buchpreis 2017 (mit Phantome), Land-Niederösterreich-Literaturpreis und Publikumspreis Wartholz 2016. http://www.robertprosser.at/

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Die unabhängige Lesereihe „In guter Nachbarschaft“ gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

Die Lesereihe „In guter Nachbarschaft“ ist ein Projekt der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. und wird unterstützt durch die Thüringer Staatskanzlei.