Rückschau: IN GUTER NACHBARSCHAFT #21

Für die 21. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT kehrten wir am 17. Mai in die ACC Galerie nach Weimar zurück. Die Leipziger Autorin Deniz Ohde stellte im Gespräch mit Moderator Gorch Maltzen ihr Romanprojekt „Silberfarm“ vor und las anschließend aus dem noch unveröffentlichten Manuskript.

Zuvor las die Weimarerin Sina Stolp aus ihrer Sammlung von Prosaminiaturen. Kathleen Kröger teilte mit Text und Bildprojektionen ihre Beobachtungen aus der Erfurter Graffiti-Landschaft.

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Gerahmt und begleitet wurde der Abend mit den Songs und Musikperformances des Weimarer Medienkünstlers Tommy Neuwirth, der mit vollem Körpereinsatz und spektakulärer Lichtshow für bleibenden Eindruck sorgte.

Wir bedanken uns bei allen beteiligten Künstler*innen, Förder*innen und Freund*innen, die den Abend ermöglicht haben! (Alle Fotos: Anne Osterland)

„Auch Zeitungsbeiträge können Spannungskurven haben, einen Handlungsrahmen und eine Pointe.“

Am 17. Mai findet die 21. Ausgabe von IN GUTER NACHBARSCHAFT in Weimar statt. Neben Deniz Ohde und Sina Stolp wird dann auch Kathleen Kröger aus ihren Texten vorlesen. Wir stellen die Erfurter Autorin und Zeitungsredakteurin in einem Kurzinterview vor.

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Kathleen Kröger (Foto: Sippel)

Liebe Kathleen, du bist Redakteurin für das Magazin hEFt für literatur, stadt und alltag in Erfurt. Wie würdest du die Arbeit in eurem Magazin beschreiben?

Wir arbeiten als Redaktion immer im Team und treffen die Entscheidungen rund um die Inhalte des hEFts in der Gemeinschaft. Das Schöne daran ist, dass jeder seine Themengebiete einbringen kann, und wir darauf hin arbeiten, dass auch in der bunten Mischung von Kulturpolitik, Gesellschaft und auch Sport eine gewisse Linie fortgesetzt wird, in der es um Soziokultur geht. Dabei schneiden wir politisch-relevante Themen an, die vor allem Erfurt und die hiesige Kulturpolitik Thüringens betreffen. Aber auch satirische Elemente finden sich immer wieder. Die Mischung macht’s. Hinzu kommt die Arbeit am Literaturteil, der uns auch von anderen Magazinen unterscheidet. Hier redigieren wir die Texte, wählen aus, was oft nicht sehr leicht ist.

Neben deinen Texten für das hEFt, schreibst du für die Thüringer Allgemeine und die Mitteldeutsche Zeitung. Wie findest du deine Themen?

Die Themen für die Texte greife ich immer aus meinem Alltag, indem ich mich über mein eigenes Scheitern lustig mache. Sei es, dass bei mir keine Grünpflanze überlebt, ich Aggressionen habe, wenn mir die Jacke dauernd vom Garderobenhaken fällt oder dass mich Feiertage komplett aus meinem Wochenrhythmus werfen. Die Themen für die Artikel begegnen mir in letzter Zeit tatsächlich eher zufällig. Als freie Mitarbeiterin bin ich ja weniger im Tagesgeschäft der Zeitung involviert, sondern stoße eher spontan auf Menschen, die Außergewöhnliches tun oder Kunstausstellungen, die bisher (vielleicht zu wenig) Aufmerksamkeit bekommen haben. Da sind auch die Kontakte zu den Kommilitonen sehr wichtig, die in den jeweiligen Szenen sehr gut vernetzt sind.

Siehst du dein Schreiben eher als journalistisch oder literarisch an?

Das ist eine schwierige Frage. Im Nachrichtengeschehen muss der Stil natürlich zwingend neutral sein. In anderen Beiträgen ist da schon mehr Spielraum. Da würde ich den Begriff „journalistisch“ nicht losgelöst vom Literarischen sehen. Auch Zeitungsbeiträge, die ja im Grunde genommen, Gebrauchstexte sind, können Spannungskurven haben, einen Handlungsrahmen und eine Pointe. Nur wie stark diese Seite herausgekehrt wird, ist entscheidend. Nicht umsonst gibt es die Gattung „literarischer Journalismus“, auch wenn diese scheinbar seltener öffentlich präsentiert wird.

Würdest du deine Texte als Essays bezeichnen?

Die Texte für das hEFt haben auf jeden Fall essayistische Züge. Hier kommt es für mich ganz individuell darauf an, ein Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten, etwas zur Diskussion zu stellen, ein oder verschiedene Meinungsbilder thesenartig abzugeben.

Hast du journalistische oder literarische Vorbilder oder solche die zwischen diesen Bereichen schreiben?

Das Wort Vorbild finde ich etwas hochgegriffen, aber ich schätze die Texte von Egon Erwin Kisch und Jan Neruda. Nicht nur wegen ihres Stils und ihrer Unterhaltsamkeit, sondern auch für den Spiegel der Zeit, den sie abgeben. In Literatur hänge ich dann eher an Horst Evers oder Wilhelm Genazino, die ihre Alltagsminiaturen so amüsant machen, dass ich beim Lesen zuerst laut loslache (auch mitten in der Straßenbahn) und mir danach sage, dass alles, was ich selbst schreiben würde, niemals diese Qualität erreichen wird. Also würde ich bei beiden letzteren schon eher von Vorbildern sprechen.

Alltagsminiaturen wäre ein sehr guter Begriff um deine Texte zu beschreiben. Könntest du einen kurzen Einblick gewähren in die zukünftigen Veranstaltungen des Kulturhauses Dacheröden für das du in der Pressearbeit tätig bist?

Da wird sich in den nächsten Wochen noch Einiges tun. Die Frühlingslese bringt verschiedene Lesungen mit sich. In dieser Woche startet die Veranstaltungsreihe „Film im Salon“, in der Literaturverfilmungen gezeigt werden, ganz aktuell hat Rudolf Escher eine Ausstellung seiner Druckgraphiken bei uns im Haus und Ende Mai freuen wir uns auf den Autoren Anselm Oelze. Veranstaltungen wie die Frechen Fragen an Chefärzte, in Zusammenarbeit mit der Zentralklinik Bad Berka und die Philosophischen und Politischen Salons warten mit interessanten Themen auf viele Besucher und Gäste.

In diesem Sinne: Hoffen wir, dass die nächste Ausgabe In guter Nachbarschaft am kommenden Freitag ebenso interessant wird. Vielen Dank für deine Antworten!

Ich bin schon gespannt und ein bisschen aufgeregt.

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IN GUTER NACHBARSCHAFT #21

Lesung, Gespräch, Musik mit Deniz Ohde, Sina Stolp, Kathleen Kröger und Tommy Neuwirth

17. Mai 2019 – 19:30 Uhr

ACC Galerie Weimar (Burgplatz 1-2, 99423 Weimar)

Eintritt: 5,-€ / ermäßigt 3,-€ (nur Abendkasse)

17. Mai – Weimar – IN GUTER NACHBARSCHAFT #21

Am 17. Mai kehren wir mit unserer Lesereihe zurück nach Weimar, bringen junge Autorinnen zusammen und lassen ihre Texte von innovativen Vocalperformances musikalisch begleiten.

Die Leipziger Autorin Deniz Ohde liest aus neuen Texten. In ihrem Werk seziert sie präzise strukturelle Ungleichheiten und biografische Brüche in einer sensiblen wie eindringlichen Sprache, die eine neue starke Stimme in der literarischen Welt ankündigt. Deniz Ohde war Finalistin des 24. open mike in Berlin, Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses und auf der Shortlist des Wortmeldungen Literaturpreises 2019 für kritische Kurztexte.

Zudem lesen aus ihren noch unveröffentlichten Texten Kathleen Kröger (Erfurt) und Sina Stolp (Weimar).

Musikalisch wird dieser Abend gerahmt vom Weimarer Musiker und Medienkünstler Tommy Neuwirth, der seit 2013 performative Konzerte unter dem Namen «Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen» gibt.

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17. Mai 2019 – 19:30 Uhr

ACC Galerie Weimar (Burgplatz 1-2, 99423 Weimar)

Eintritt: 5,-€ / ermäßigt 3,-€ (nur Abendkasse)

 

Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, lebt in Leipzig, wo sie 2018 das Studium der Germanistik abschloss. 2016 war sie Finalistin des 24. open mike, des 10. poet bewegt Literaturwettbewerbs und 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. 2019 stand sie auf der shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis. https://denizohde.wordpress.com/

Tommy Neuwirth machte eine Lehre zum Veranstaltungstechniker am Theaterhaus Jena, 2004 — 2008. Er studierte Mediengestaltung/-kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, BA 2008–2013. Seit WS 2016 MFA Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2013 performative Konzerte unter dem Namen «Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen», u.a. Fusion Festival; Nachtdigital Festival; Roter Salon, Volksbühne Berlin. Performances, u.a. «Charakterarbeit» beim ARENA… of the young Arts Festival Erlangen; «Verarbeite, was dich verarbeitet 2» bei den 18. Thüringer Literaturtagen, Kaiserwerke Gera und beim Zeitzeug Festival Bochum (Frei- fahrt-Preis); «Verarbeite, was dich verarbeitet 1» beim 100Grad Festival Berlin. http://tommyneuwirth.de/

Kathleen Kröger, geboren 1995 in Halle/Saale, Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und Geschichtswissenschaft an der Universität Erfurt. Seit mehreren Jahren Freie Mitarbeiterin für die Thüringer Allgemeine und Mitteldeutsche Zeitung, seit 2019 Pressemitarbeiterin im Kultur:Haus Dacheröden und Redakteurin für das Kultur- und Literaturmagazin hEFt für literatur, stadt und alltag in Erfurt.

Sina Stolp studiert Medienkunst in Weimar und hat bereits zahlreiche Preise gewonnen. So z.B. den Malwettbewerb am Schloss Rauischholzhausen, sowie den Vorlesewettbewerb der Sechstklässler an der Elisabethschule in Marburg.

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Die unabhängige Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe von Kulturveranstaltern im gesamten Freistaat als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle und unterhaltsame Literatur geschätzt.

IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen.

Außerdem sind wir Teil der Initiative Unabhängige Lesereihen.